Der Präsident des Landesbergamtes, Andreas Sikorski, plant auf Einladung der SPD-Bundestagsabgeordneten Svenja Stadler einen Informationsabend im Landkreis Harburg durchzuführen. Dieser könnte Mitte März stattfinden. Bei dieser Gelegenheit, so díe Idee von Herrn Sikorski, könnte mit Vertretern der BI „Kein Fracking in der Heide“ ein orientierendes Fachgespräch „vor Ort“ durchgeführt werden. Die BI hat vorgeschlagen, sich am Betriebsplatz der Ölförderfirma Engie in Beckedorf zu treffen und ggf. dort eine Begehung vorzunehmen (darum müssten sich SPD oder LBEG kümmern).
Als Themen hat die BI vorgeschlagen:
- Technische Sicherung der Bohrplätze Engie im Feld Sinstorf wie vor Ort zu besichtigen (Befestigung mit Schotter? Asphalt?), Abfackelung (Dauerabfackelung? Anzahl der Fackeln? Grund?)
- Besitzübergang Kimmeridge GmbH an die RDG Niedersachsen (finanzielle und fachliche Kompetenz, Arbeitsprogramm, evtl. Betriebsplananträge)
- Bergschäden, Datenüberblick Bodenbewegungen: Werden hochauflösende Störungskarten (1:25.000 oder höher) gefertigt? Werden Höhenzeitfolgedaten gesammelt (Zeitraum z.B. 60 Jahre)? Werden entsprechende Daten offengelegt und z.B. im Grubenbild geführt (s. Markscheider-Bergverordnung)? Genehmigt das LBEG Anlagen ohne Nachweis vorheriger Höhenmessungen (gibt es diesbezüglich Erlasse / Ausnahmegenehmigungen?)
- Stand der Ermittlungen über Bohrschlammgruben und andere Altlasten aus dem Bohrlochbergbau im Landkreis Harburg (FM ÖBSG und andere)
Mit Spannung erwartet die BI, ob es zu dem Treffen kommen wird. Vorangegangene Gespräche mit Herrn Sikorski waren nicht immer zufriedenstellend verlaufen – es hatte mancher klärender Telefongespräche im Anschluss bedurft. Andererseits begrüßt die BI, das das LBEG sich dem Gespräch mit der Bevölkerung offener zu zeigen beginnt, das war früher nicht üblich (da kam das LBEG ausschließlich, wenn der Landkreis Fragen hatte).
Zu den einzelnen Fragekomplexen gibt es jeweils mehr oder weniger komplexe Hintergründe. Die Firma Engie war in der Vergangenheit durch Störfälle mit Lagerstättenwasser oder offenstehendem und ungesichertem Betriebplatz in Seevetal-Beckedorf aufgefallen, auch durch t.T. ungeeinigte Rohre, die ungeschützt gelagert wurden. Unklar ist die Abfackelungspraxis der Firma – dabei entweichten höchst klimaschädliche Gase in die Atmosphäre, und Gesundheitsgefahren werden untersucht.
Ob die Aufsuchungs- und Förderfirma RDG das Arbeitsprogramm der Kimmeridge GmbH, die sie aufgekauft hatte, fortsetzt oder andere Pläne hat, weiß niemand. Die BI wird sich diesbezüglich mit RDG in Verbindung setzen. Im Kimmeridge-Arbeitsplan war für das Jahr 2016 schon eine Probebohrung vorgesehen, 2017 sollte es eine Horizontalbohrung geben (ob mit Fracking oder ohne, ist unbekannt). Dieser Arbeitsplan hinkt allerdings schwer hinter der Zeit hinterher. Hat das LBEG ausreichend Einblick?
Über die Rolle der Dokumentation von Bodenbewegungen und Höhenmessungen hatten wir kürzlich berichtet (zuletzt 15.2.17). Die BI erhofft sich Aussagen des LBEG darüber, ob es hier einen (firmenfreundlichen) Sonderweg in Niedersachsen gibt und weiter geben wird, oder ob die Interessen der Bürger in Bergschadensfällen künftig angemessen berücksichtig werden sollen.
Das Land Niedersachsen hat ein Förderprogramm zur Untersuchung von Bohrschlammgruben als Altlasten aus der Erdöl- und Gasförderung der letzten Jahrzehnte aufgelegt. Im Landkreis Harburg sind drei von zehn Verdachtsflächen in das Untersuchungsprogramm des Landes aufgenommen („Fördermaßnahmen Ölbohrschlammgruben“ FM ÖBSG), sieben weitere schlummern ungestört weiter. Ob es schon Ergebnisse des seit 2014 laufenden Arbeitsprogramms gibt, ist nicht bekannt.
Es gäbe also ausereichend Stoff für ein Gespräch. Mal sehen, was kommt.
(Ingo Engelmann)
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