Buchholzer Bürgermeister gegen Fracking?

Der Runde Tisch Natur-, Umwelt- und Tierschutz Buchholz hat den beiden Kandidaten für die Stichwahl zum Buchholzer Bürgermeister am 15. Juni 2014 neun Fragen vorgelegt, die von beiden innerhalb einer Woche beantwortet wurden (1).Drei der Fragen beziehen sich auch auf Fracking. Wir dokumentieren:

Runder Tisch: Werden Sie als Bürgermeister von Buchholz bereit sein, uns als Natur-, Umwelt- und Tierschutz-Bündnis zeitnah zu informieren, wenn Anträge an den Buchholzer Stadtrat und alle damit verbundenen Folge-Anträge, insbesondere zu den Themen a) “Bau von Nutztierställen in Buchholz/ im Landkreis Harburg” und b) “Sondierung von Gebieten in Buchholz/im Landkreis Harburg, die für die Energiegewinnung durch Fracking in jeglicher Form genutzt werden sollen”, gestellt werden sowie über Abstimmungsdaten/-verfahren im Buchholzer Stadtrat und alle weiteren relevanten Informationen?

Jan-Hendrik Röhse: Ja, im Rahmen der allgemeinen Bürgerbeteiligung.

Joachim Zinnecker: zu a) Durch die von mir öffentlich gemachten Vorgänge bei Hähnchen- Mastanlage in Sprötze und Schweine- Mastanlage in Meilsen konnte eine breite Bürgerbewegung für die notwendige öffentliche Diskussion sorgen. Auch zukünftig halte ich eine zeitnahe Information der Öffentlichkeit bei solch relevanten Bauvorhaben für absolut notwendig.
zu b) Gleiches gilt für Fracking. Hier ist allerdings in erster Linie der Landkreis gefordert, die notwendige Transparenz herzustelle

Runder Tisch: Was können und werden Sie als Bürgermeister unternehmen, um zu verhindern, dass in der Nordheide mit der Fracking-Methode Gas gefördert wird?

Jan-Hendrik Röhse: Es besteht parteiübergreifend Einigkeit, dass Fracking nicht zugelassen werden darf. Insoweit gehe ich davon aus, dass diese Frage auch nicht aktuell wird. Sollte dies allerdings doch einmal Thema sein, werde ich alle Möglichkeiten ausschöpfen, um diese Art der Gasförderung zu unterbinden. Für mich ist das allerdings kein örtliches Thema, denn Fracking ist rundum abzulehnen – ob in Buchholz, im Landkreis oder sonstwo. Es gilt also, diese Methode grundsätzlich zu unterbinden.

Joachim Zinnecker: Schiefergasvorkommen sind nach Expertenmeinung für die Energiewende entbehrlich. Nach derzeitiger Rechtslage kann der Landkreis allerdings nur strenge Umweltauflagen erteilen, die Fracking verhindert. Der Buchholzer Bürgermeister kann nur für die notwendigen Informationen  der Öffentlichkeit sorgen.

Runder Tisch: Welche Aspekte sprechen Ihrerseits für Fracking?

Jan-Hendrik Röhse: Keine.

Joachim Zinnecker: Keine!

—————————————

Kommentar:

Die BI „Kein Fracking in der Heide“ ist parteiübergreifend und –unabhängig. Insofern ist sie „neutral“. Im Sprecherrat wurde wiederholt darüber diskutiert, welche Kooperationen mit Parteien und Politik es geben kann und welche nicht. Eine ausdrückliche Wahlempfehlung spricht die BI daher nicht aus – das würde nicht ihrem Charakter entsprechen. Gleichwohl nimmt sie Stellung zu den politischen Aussagen der Kandidaten im Wahlkampf.

Es fällt auf, dass der konservative Kandidat Röhse sich in der Regel allgemein und eher unverbindlich ausdrückt. Gruppen engagierter Bürger wolle er „im Rahmen der allgemeinen Bürgerbeteiligung“ einbeziehen. Das heißt genau betrachtet gar nichts.

Anders Zinnecker, der Kandidat von SPD, Grünen und Buchholzer Liste. Schon seit der Gründung der BI „Kein Fracking in der Heide“ hatte er Informationen zu Fracking-Fragen aus Sicht seiner beruflichen Heimat in der Wasserwirtschaft zur Verfügung gestellt. Bei der Vorbereitung zu der Resolution des Stadtrates gegen Fracking hatte er von Anfang an Bürger beteiligt. Die BI vertrat ihre Position bei einer Fraktionssitzung der Grünen, und in der Ratssitzung räumte der zu der Zeit sitzungsführende stellvertretende Bürgermeister Zinnecker der BI Rederecht ein. Sie konnte dem Stadtrat mit umfangreichem Kartenmaterial die Risiken der Aufsuchungserlaubnisse im Landkreis Harburg vorstellen.

Nun spricht sich auch Herr Röhse unzweideutig gegen Fracking aus. Er irrt allerdings fundamental, wenn er Entwarnung gibt („…dass diese Frage nicht aktuell wird“). Sie ist aktuell: In Mecklenburg-Vorpommern wird am Barther Bodden neuerdings gefrackt, und die angekündigten Gesetzesvorhaben der Bundes- und Landesregierungen werden allenfalls Fracking bei Schiefergasförderung ausschließen. Bei uns geht es aber gar nicht um Schiefergas. Die im Landkreis tätige Firma Kimmeridge sucht nach „tight oil“, also Öl aus etwas weicheren Gesteinsformationen. Die Förderung von Gas und Öl aus diesen Gesteinsschichten wird mit Fracking geschehen, davon gehen die BIs bundesweit aus. Was Herr Röhse tun wird, wenn demnächst beispielsweise über Nacht ein neues Aufsuchungsfeld auch Buchholzer Gebiet betrifft, bleibt offen. Herr Zinnecker sagt zumindest zu, die Öffentlichkeit hier auf dem Laufenden zu halten. Dass er das tut, hat er hinlänglich bewiesen.

Für mich bedeutet das: Punktsieg für Zinnecker. Für Fracking-Gegner ist er der bessere Partner.

Ingo Engelmann

 

(1) http://runder-tisch-buchholz.de/

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

  1. Pingback: 2voluptuous

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.