Der Boden vergisst nicht: vor sechs Jahren Lagerstättenunfall in Seevetal

DSC_3984DSC_3984DSC_3988Reine Luft und klares Wasser sind der einhellige Wunsch der Menschen in unserem Landkreis. Und, wie man zufügen muss: saubere Böden. Das ist uns Menschen nicht immer so klar. Dabei sind unsere Böden die Basis allen Lebens, denn unsere Nahrung wächst darauf. Die Böden sind auch Bestandteil der natürlichen Kreisläufe organischer und mineralischer Stoffe. Wie ein riesiger Filter reinigt unser Boden das Wasser. Jeder Stoff, der irgendwann die Luft oder das Wasser belastet, landet früher oder später im Boden.

Im Boden sind auch die für uns Menschen begehrten Rohstoffe wie Öl und Gas gelagert. Die Erdölfirmen und die niedersächsische Landesregierung rühmen sich, diesen Abbau 40 Jahre unfallfrei durchgeführt zu haben. Im blinden Vertrauen auf diese Erfahrung sollen wir Bürger den geplanten Fracking-Maßnahmen zur Ausbeutung von Öl und Gas in Niedersachsen zustimmen.

Aber schon vor unserer Haustür sind die Sünden der Vergangenheit aufzufinden – so zum Beispiel im Bewilligungsfeld Fleestedt 1.

Zeitzeugen berichten von einem Unfall auf dem Acker zwischen Wittenberg und Mühlenweg in Seevetal-Fleestedt. Wir haben beim Landesbergamt nachgefragt und wissen inzwischen: Am 13.05.2008 sind 60 m³ (also sechzigtausend Liter) Nassöl aus einer defekten Transportleitung ausgeflossen. Erst hatte das LBEG eine Auskunft gegeben, die so zu verstehen war, als seien es 1000 m³ gewesen, das haben sie jetzt korrigiert. Ölhaltiges Lagerstättenwasser soll insgesamt 900 m² Acker geschädigt haben. Augenzeugen sagen, es wären ca. 2000 m² gewesen. Eine auf dem Acker befindliche Miete löste eine Bodenanalytik aus, die ergab, dass lediglich „erhöhter Salzgehalt“ [1] im Boden festzustellen war. Stark salzhaltiges Lagerstättenwasser enthält aber immer auch Anteile von Öl und Gas, Schwermetalle, radioaktive Stoffe aus dem Untergrund und andere gesundheitsgefährdende Substanzen, die beim Menschen schwere Gesundheitsschäden hervorrufen können (z.B. Quecksilber, Arsen, Benzol usw.). Ist danach gesucht worden? Andere Schäden als durch Salzlösung braun gefärbte Pflanzen wurden nicht festgestellt. „Das Verbraucherschutzamt kam zu dem Ergebnis, dass Sanierungsmaßnahmen, z. B. Bodenaustausch nicht angebracht seien“, so das Landesbergbauamt (LBEG) [2].

Auf dem Gelände wird jetzt der Bebauungsplan FL25 „Sportzentrum Mühlenweg“ vorangebracht. Meldungen über den schweren Betriebsunfall im Jahre 2008 auf dem Wittenberg in Fleestedt sucht man im Zusammenhang mit der Sportstättenplanung vergeblich.

Der angefertigte Umweltbericht zu dem B-Plan der Gemeinde Seevetal von 2010 enthält keine Hinweise auf den Vorfall. Die Einwände der Förderfirma GdF Suez zur Planung beschränken sich auf den Hinweis, dass eine“ DN 50 Nassölförderleitung einschließlich der Begleitkabel, die das Baugelände quert, betroffen ist.“ Es heißt, es wäre Abstand zu wahren und erhöhtes Beachten auf die Vermeidung von Schäden zu richten[3]. Kein Wort zur Altlast.

Der Landkreis Harburg machte Einwände zur Oberflächenentwässerung, nicht zum Vorfall und seinen Folgen für Oberflächen- und Grundwasser. Meine Anfrage bei der Kreisverwaltung blieb seit dem 10.06.14 unbeantwortet.

Ein Gespräch mit der Bürgermeisterin Seevetals, Frau Oertzen, wurde von mir brieflich am 01.08.2014 erbeten. Bisher gab es noch keine Reaktion dazu.

Heutzutage meldet das LBEG schon Vorfälle mit 5 m³ ausgelaufenem Lagerstättenwasser(Meldung vom 21.07.2014, Scheerhorn). Dort wird der Boden abgetragen! Und in Fleestedt?

Böden schlucken Umweltsünden über Jahre hinweg. Ein Boden vergisst nichts. Aber er lässt sich nicht reinigen. Die Gesundung vergifteter Böden kann Jahrhunderte dauern. Und was ist mit uns, den Menschen, die in der Nähe dieser nach dem Unfall unverändert gebliebenen Fläche wohnen? Was ist mit den Menschen, die später in diesem Zentrum unbeschwert ihrem Sport nachgehen wollen?

(Renate Maaß, Mitglied des Sprecherrates der BI Kein Fracking in der Heide)

 

[1]      LBEG-Bescheid vom 29.07.2014 nach NUIG, Sander, S.3 (Im Schriftstück ist die Rede von 1000 m² Nassöl, da Flüssigkeiten in m³ und nicht in m² gemessen werden, verstehen wir diese Angabe als Raummaß. Mittlerweile (28.8.14) das LBEG die Menge von 60 m³ genannt.
[2]      Ebenda S.3
[3]      GEMEINDE SEEVETAL Stellungnahmen zum Bebauungsplanentwurf Fleestedt 25 „Sportzentrum Mühlenweg“

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