…und anderen Firmen, dargestellt am Beispiel des Kreises Rotenburg
Im Landkreis Rotenburg zeigt sich aktuell, dass Erdöl und Erdgas schmutzig sind. Wer damit handelt, macht sich die Finger schmutzig. Wer dazu schweigt, verschmutzt unsere Welt. Die regionalen Schmutzfinken sind Exxon (EMPG), RWE Dea und PRD.
Ein neu gegründeter „Arbeitskreis „Erdgas- und Erdölförderung im Landkreis Rotenburg“ hat seine Arbeit am 23.10.2013 aufgenommen. Er setzt sich zusammen aus Vertretern des Kreistages und der Kreisverwaltung, Vertretern aus den betroffenen Gemeinden, einiger Bürgerinitiativen sowie der Wasserbeschaffungsverbände. Anwesend war auch ein Vertreter des Landesbergamtes LBEG.
Es ging um drei Hauptthemen: das von Exxon angekündigte frackgestützte Bohren in Bötersen, um das Verpressen des Lagerstättenwassers und die von der Firma PRD angekündigte Aufwältigung alter Bohrstellen bei Sothel. Womit muss man rechnen?
Es stehen keine konkreten Aktionen der Erdölindustrie ins Haus, beruhigte Kreisrat Dr. Lühring. Und auch die Bürgermeisterin von Scheessel wiegelte ab: PRD habe zugesagt, die Stadt in Kenntnis zu setzen, wenn sie konkrete Anträge zur erneuten Ausbeutung der schon früher aktiven alten Bohrstelle stellen. Sie habe aber von PRD bisher nichts gehört und gehe davon aus, dass also derzeit nichts zu befürchten sei. Was sich aber am Rand der Veranstaltung herausstellte: entsprechende Anträge liegen beim LBEG vor, PRD hat einfach nicht Wort gehalten. Soviel zum Thema: worauf kann man sich verlassen, wem darf man glauben, was steht ins Haus?
Eine andere Ankündigung betrifft das Exxon-Projekt in Bötersen, wo Fracking zum Antragsvolumen gehört. Der LBEG-Vertreter berichtete, ein erster Antrag dazu sei von Exxon 2011 gestellt worden, aber als nicht prüffähig zurückgeschickt worden. Ein weiterer Antrag Ende 2012 wurde vom LBEG erneut als nicht prüf- und nicht genehmigungsfähig beschieden. Seitdem habe das LBEG von Exxon nichts mehr gehört. In Rotenburg hat Exxon einen „Runden Tisch“ ins Leben gerufen, wo unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit geladenen Teilnehmern (auch Bürgern) über detailliertere „Angebote“ von Exxon diskutiert worden sei: Exxon wollte an der Bohrsdtelle Bötersen Z11 freiwillig ein Grundwassermonitoring durchführen, um den Ausgangszustand zu dokumentieren und eventuelle Veränderungen im Grundwasser prozessbegleitend feststellen zu können. Exxon wolle eventuell auch von sich aus eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorschalten. Das klingt gut – aber zu Recht stellte ein BI-Vertreter das in den richtigen Kontext: die umstrittenen Punkte wie fehlendes Grundwassermonitoring oder fehlende UVP werden in Stellungnahmen des Umweltbundesamtes oder des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU) nur als einige unter vielen anderen Punkten moniert. Die Sachverständigen-Kritik ist erheblich umfassender, wie der BI-Vertreter aus der SRU-Stellungnahme zitierte: gefracktes Erdgas sei energiepolitisch überflüssig und diene einseitig den Interessen der Wirtschaft, nicht der Gesellschaft. Wir brauchen es einfach nicht, stellte der SRU fest. Sich auf einzelne Punkte zu fixieren und sich in den Details zu verlieren ist eine verführerische, aber falsche Strategie.
Herr Windhaus vom LBEG betonte dazu: nach Ansicht des LBEG ist die Förderung von gefracktem Erdgas aus oberflächennahen Schiefergesteinen (unkonventionelle Lagerstätten) derzeit und in absehbarer Zeit nicht genehmigungsfähig. Wenn sich das durch technische Weiterentwicklungen in vielleicht zehn Jahren ändern werde, seien dann erstmal Demonstrationsprojekte erforderlich, deren Durchführung und Auswertung auch einige Jahre in Anspruch nehmen. Unser Problem sei also aktuell, was man bei konventionellen Vorkommen von Erdgas und Erdöl beachten müsse.
Da gibt es genug, was uns jetzt aktuell beschäftigen muss, wie sich bei der Diskussion um die Lagerstättenwasser zeigte. Im Kreis Rotenburg gibt es fünf Verpressstellen, in die seit mehreren Jahrzehnten die giftigen Abwässer aus der Öl- und Gasförderung versenkt werden. Bisher sind fast vier Millionen Kubikmeter in die Erde gepresst worden, mit Schwermetallen wie Quecksilber und Eisen, mit Leichtmetallen wie dem Zellgift Lithium, mit Strontium oder Barium und anderen Giften sowie Riesenmengen Salzen versetzt (so die Angaben des LBEG zur Verpressstelle Wittorf-Grapenmühlen). Das Abwasser wird mit LKWs durch die Gegend gefahren, zum Teil von einem Landkreis in den anderen. Das Verkehrsaufkommen ist erheblich (pro Werktag rollen ca. 20 Tanklaster durch den Landkreis, seit über zwanzig Jahren). Die dabei vorkommenden Unfälle sind ärgerlich – aber am schlimmsten ist doch, dass der Inhalt der Tanks dann einfach in die Erde gedrückt wird. Der Bürgermeister der Gemeinde Wittorf, wo RWE Dea seit Jahren mehr Lagerstättenwasser verpresst als genehmigt wurde, stellte die eindeutige Forderung: Stopp der Verpressung sofort! In der Umgebung gibt es z.T. hundert Jahre alte Bohrungen, die die angeblich nach oben abdeckende Tonschicht durchlöchert haben. Keiner weiß, wo die giftigen Wässer jetzt schon angekommen sind. Die Vergiftung des Trinkwassers ist eine Frage der Zeit.
Erdöl und Erdgas sind eine schmutzige Angelegenheit. Wer damit sein Geld verdient, ist ein Schmierfink. Die Brunnenvergifter sind unter uns. In Rotenburg hat ein Arbeitskreis mit fast dreißig Teilnehmern die Auseinandersetzung aufgenommen. Eine gute Nachricht: wegen der Überschreitung der Höchstverpressmengen in Wittorf ermittelt die Umweltstaatsanwaltschaft. Die dürfte noch einiges zu tun bekommen.
Übrigens: Exxon hat 2012 einen niedrigeren Gewinn eingefahren als wenige Jahre zuvor mit seiner Rekordsumme (45 Milliarden Dollar, 2008). Dieses Mal waren es nur 43 Milliarden – schmutzige Dollar.
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