Divest: Den fossilen Klimakillern werden Milliardeninvestitionen entzogen

Wann betrifft es auch Kimmeridge Energy?

In den Anti-Fracking-BIs wird immer wieder diskutiert, wie man der klimaschädlichen Kohle-, Gas- und Ölindustrie nicht nur mit Flugblättern und Unterschriftenlisten zu Leibe rücken könnte, sondern ihre ökonomischen Regeln gegen sie selbst richten könnte. Den Anfang hat nun die Rockefeller Foundation gemacht. Die Erben des Ölmagnaten John D. Rockefeller haben im letzten Jahr verkündet, dass sie innerhalb von 5 Jahren Investitionen in Höhe von 50 Milliarden Dollar aus der Industrie abziehen, die fossile Energie fördert (1). „Divestment“ nennt sich der Abzug von Investitionen aus der fossilen Energie, eine Bewegung war geboren – ausgerechnet ausgehend von den Nachfolgern des reichsten Mannes der Welt. Rockefeller war der Gründer von Standard Oil gewesen, einer Öl-Firma, die ein derart mächtiges Monopol errichtete, dass es Anfang des 20. Jahrhunderts durch Regierung und Gerichte der USA in 34 Einzelfirmen aufgespalten wurde. Teile des Imperiums gehören heute zu Exxon, BP oder Shell.

Die Divestment-Bewegung kam seit diesem ersten Schritt der Rockefellers in Gang. Der Weltkirchenrat schloss sich an (1), Universitäten wie Stanford und Syracuse zogen nach, andere lehnten es ab oder befinden sich noch im Klärungsprozess. In Edinburgh besetzten Studenten die Uni, nachdem die Leitung das zunächst geplante Divestment auf Druck der Erdölindustrie zurücknahm (3). Die Harvard-Universität („eine Bank mit angeschlossener Hochschule“ (4)) wurde von renommeirten Absolventen wie Natalie Portman und Robert Kennedy jr. aufgefordert, sich der Divestment.Bewegung anzuschließen, das Verfahren läuft noch (5). Der Senat der New York University hat kürzlich einer Resolution zugestimmt, ebenfalls die Investitionen aus der fossilen Industrie abzuziehen (6).

Als erste Hauptstadt hat Oslo sich dem Divestment angeschlossen. Andere Städte sind gefolgt, zum Beispiel Oxford in Großbrittanien – ebenso wie die englische Landeskirche (7). Der norwegische Pensionsfonds wird nach dem Beschluss des norwegischen Parlaments keine Firmen mehr unterstützen, die mehr als 30% ihre Umsatzes mit Kohle machen. Die Summe, die dem fossilen System so entzogen wird, liegt je nach Berechnung zwischen 5 und 7 Milliarden Euro (8).

Die Kohle-, Öl- und Gasindustrie ist verständlicherweise „not amused“ über diese Aktivitäten

der letzten Monate. Exxon ließ mitteilen, die Divestment-Befürworter hätten den Kontakt zur Realität verloren und resümierten, der Verzicht auf fossile Energien komme dem Verzicht auf jeglichen Energieverbrauch gleich (9). Nun könnte man dieses Spiel, sich wechselseitig des Realitätsverlustes zu zeihen, fortsetzen. Fakt ist, dass erneuerbare Energien auch von Exxon nicht ganz vom Tisch gewischt werden können.

Die indirekte Verbindung der bei uns tätigen Ölaufsuchungsfirma Kimmeridge mit der Divestment-Bewegung war in der ZEIT vom 3.6.2015 zu finden. Unter der Überschrift „Die Grenzen der menschlichen Natur“ befassen sich die Autoren im „Dossier“ mit der Frage, warum Menschen den Klimawandel zwar verstehen, aber nicht ernst nehmen und wirksame Maßnahmen umsetzen. Abschließend berichten sie dann über die Divestment-Bewegung – als ein kleines Zeichen von Hoffnung, dass es neben den Fensterreden der Politiker und den Leugnungsstrategien konservativer Kreise in Wissenschaft und Politik doch noch Bewegung zur Rettung des Klimas gibt. Sie erwähnen neben den oben genannten Institutionen und Gremien, die das Divestment beschlossen haben, auch den Versicherungskonzern Axa. Der hat eigentlich nicht ganz so viel mit fossilen Energien zu tun, aber natürlich sind erhebliche Summen der Firma investiert, ein Teil in Firmen, die fossile Energieträger fördern und damit handeln. Axa will einen Betrag von 500 Millionen Euro aus den Investments rausziehen, die sich auf Kohle beziehen (10). Das ist gemeint als Ausdruck der gemeinsamen Verantwortung für unsere Welt. Nun sind 500 Millionen Euro bei einem Umsatz von über hundert Milliarden Euro im Jahr nicht gerade ein großer Brocken, aber die Geste soll anerkannt werden. Axas „operative Ergebnis“ (das ist der Gewinn) stieg zuletzt um zehn Prozent auf über 8 Milliarden Euro.

Das sollte doch reichen, jetzt noch einen Schritt weiter zu gehen. Das auf Kohle beschränkte Divestment sollte erweitert werden auf Gas- und Ölfirmen. Fossil ist fossil. Und dann könnte doch Axa mal die eigenen Reihen durchgehen. Da gibt es die Mehrheit bei der Investmentfirma AllianceBernstein, die Axa hält. Und bei AllianceBernstein schließlich gibt es die Töchter Kimmeridge Energy und Kimmeridge GmbH. Die wollen bei uns Öl fördern. Wenn Axa ihnen auch das Geld entziehen würde, säßen sie auf dem Trockenen. Das wäre ein Divestment, das uns sehr direkt nutzen würde. Solange Axa hier nicht noch mehr tut, müssen wir uns selbst bemühen: in unseren Städten, bei den Stadtwerken, den Stiftungen. Let’s go divest.

  1. http://www.theguardian.com/environment/2014/sep/22/rockefeller-heirs-divest-fossil-fuels-climate-change

  1. http://www.foxnews.com/science/2015/04/29/universities-under-pressure-to-divest-from-fossil-fuels/

  2. http://gofossilfree.org/de/fossil-free-aktivistin-lili-uber-die-besetzung-der-uni-edinburgh/

  3. DIE ZEIT 03.06.2015, S. 17 – Dossier)

  4. http://en.wikipedia.org/wiki/Fossil_fuel_divestment

  5. http://nyu-divest.squarespace.com/news

  6. http://www.klimaretter.info/wirtschaft/nachricht/18702-englands-kirche-goes-divest

  7. http://www.heise.de/tp/news/Norwegen-beschliesst-Kohle-Divestment-2681054.html?utm_medium=twitter&utm_source=twitterfeed

  8. http://en.wikipedia.org/wiki/Fossil_fuel_divestment

  9. http://cleantechnica.com/2015/05/26/axa-divest-e500-million-coal-assets-end-2015/

(Ingo Engelmann)

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