Was ist schon ein Kubikmeter?
Wie das Landesbergamt am 4.2.16 auf seiner Homepage mitteilte, gab es an der Rohrleitung der GdF Suez (Engie) in Sinstorf einen Störfall, bei dem eine unbekannte Menge Lagerstättenwasser (mindestens 1 m³, möglicherweise mehr) ausgelaufen seien (1) . Wir dokumentieren Auszüge aus einem Bericht der Internetseite „bohrplatz“:
„Aus einer Lagerstättenwasserleitung des Hamburger Betriebs der GDF SUEZ E&P Deutschland GmbH im Erdölfeld Sinstorf ist durch eine Leckage eine noch nicht bekannte Menge Lagerstättenwasser entwichen. Das Leck war gestern Nachmittag entdeckt worden. Wie Betriebsleiter Ralf Meyer auf Nachfrage mitteilte, hätten etwa gleichzeitig die Mengendifferenzüberwachung einen Mengenverlust dieser Leitung und ein Spaziergänger an einem Leitungspfahl eine Stelle am Boden gemeldet, aus der Flüssigkeit quoll. Laut Bergaufsicht sei »etwa 1m³« ausgetreten; tatsächlich wisse man aber noch nicht, wieviel Lagerstättenwasser tatsächlich ausgetreten ist, so Meyer.Wie Meyer weiter sagte, sei die weitere Einleitung von Lagerstättenwasser in dieser Leitung sofort abgestellt, die Leitung mittlerweile leergemolcht und vom System getrennt worden. Als nächstes sollen rund 200 Meter der Leitung (HDPE-Rohr mit einer Wandstärke von 12,5 mm, vor ca. 13 Jahren verlegt in dem GfK-Rohr, das bis dahin das Lagerstättenwasser transportierte) gezogen und die Leckstelle gefunden werden. Anschließend soll das defekte Rohrstück von einem Labor für Werkstoffkunde in Hannover untersucht werden, um eine Erklärung für den unerwarteten Schadensfall zu erhalten.Diese PE-Leitung sei gemäß der Prüfung des TÜV Nord für den Einsatz in diesem Feld geeignet, so Meyer. Das Lagerstättenwasser enthielte weder Quecksilber noch andere Stoffe wie z. B. Benzol in Konzentrationen, die die Leitung nicht sicher halten könnte. Die BTEX-Werte lägen unter dem Grenzwert, ab dem die Stoffe durch die Leitungswand diffundieren könnten.“ (2)
Also kein großer Unfall, eine kleinere Störung – so wird gesagt. Allerdings passieren eben Störfälle – hier vielleicht nur klein und mit vergleichsweise wenig Umweltschädigung. Und weil sie passieren, und man nie weiß, wann ein wirklich graviertender Störfall auch bei uns eintritt (wie zuletzt in Los Angeles, wo seit Monaten Methangas in großen Mengen in einer Wohngegend ausströmt), stehen so viele Bürger der Öl- und Gasindustrie immer kritischer gegenüber.
Rolf Meyer, Betriebsleiter GdF Suez, hatte noch vor einem dreiviertel Jahr vor dem Umweltausschuss der Harburger Bezirksversammlung hoch und heilig versichert, die HDPE-Rohr für den Lagerstättenwassertransport seien hundertprozentig sicher.
Ansonsten waren keine klaren Aussagen über die Zusammensetzung des Lagerstättenwassers (LaWa) zu hören. Vertreter der BI „Kein Fracking in der Heide“ saßen in dem spärlichen Publikum. Es verwundert, dass Herr Meyer nun sofort weiß, dass keine schädlichen Quecksilber- oder BTEX-Anteile in dem ausgelaufenen LaWa enthalten seien. Herr Meyer, Sie müssen damit leben: Wir glauben keinen Worten mehr, sondern nur Beweisen. Wir hoffen, dass Beweise für die Unschädlichkeit des Vorfalls demnächst vorliegen, und fragen gegebenfalls nach.
Übrigens – es hat gleich um die Ecke schon mal einen LaWa-Störfall bei GdF Suez gegeben (s. Beitrag auf dieseer Homepage am 14. August 2014). 2008 liefen am Wittenberg in Fleestedt 60 m³ LaWa aus. Weil keine Giftstoffe darin enthalten sein „konnten“ (oder „sollten“?) hat man damals gleich nur den Salzgehalt untersucht und propmpt einen hohen gefunden. Ist ja klar, LaWa ist hoch salin. Das war’s dann. Vor zwei Jahren erst erreichte diese Information die Öffentlichkeit. Alles sehr, sehr merkwürdig. Wenn diese Frequenz gehalten wird (alle acht Jahre sickern ein paar Kubikmeter LaWa in den Boden), dann hat GdF Suez eine Menge zu erklären.
(1) http://www.lbeg.niedersachsen.de/aktuelles/pressemitteilungen/titel-140745.html
(2) http://bohrplatz.org/bibliothek/stoerfall-liste/#sinstorf2016
(Ingo Engelmann dankt cs)
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