Von Kimmeridge Energy selbst hört man ja selten etwas. Das war schon immer so: Bis auf die leibliche Anwesenheit des Managing Directors Neil McMahon (gesagt hatte er auf dem Podium des Kiekeberg-Museums kein Wort) und die beunruhigenden Ausführungen seines deutschen Repräsentanten bei dieser Diskussion im April 2015 gab es von den Ölsuchern wenig Futter für die Öffentlichkeit.
Im April hatte Kimmeridge die Aufsuchungsziele beschrieben und mitgeteilt, im nächstern Schritt seien seismologische Untersuchungen im Aufsuchungsfeld Oldendorf geplant. Diese muss die Firma zunächst beim Landesbergamt (LBEG) anmelden und dann die Zustimmung der Grundstückseigentümer einholen, auf deren Grund und Boden die Untersuchungen vorgenommen werden sollen. Regelmäßige Nachfragen der BI „Kein Fracking in der Heide“ beim LBEG, ob es Anträge auf seismische Untersuchungen von der Firma Kimmeridge gebe, führen regelhaft zu wortkargen Antworten des Landesbergamtes: Es ist nichts bekannt. Von Kimmeridge liegt nichts vor. Im Übrigen bitten wir, die Homepage des LBEG für die Beantwortung Ihrer Fragen usw. usw. Dort stehen aber allenfalls die vollendeten Tatsachen. Wir müssen also weiterhin ca. alle vier Wochen beim LBEG nachfragen, um neue Entwicklungen möglichst zeitnah zu erfahren.
Von außen betrachtet wirkt die Firma Kimmeridge derzeit also eher passiv. Es wäre aber ein Irrtum, daraus zu schließen, die Ölsucher würden sich in den Winterschlaf begeben oder gar (wie jüngst einige ihrer Konkurrenten) das Land ganz und gar verlassen. Firmen wie Celtic (Aufsuchungsfeld Pillgram in Brandenburg) oder PRD (Aufsuchungsfelder in Niedersachsen u.a. Sittensen und Uelzen) haben sich aus Deutschland zurückgezogen, BEB (Exxon/Shell) ließ seine Bewilligung zur Förderung von Erdöl um Ferld Meckelfeld auslaufen, Exxon lässt seine Bautätigkeit zur Errichtung einer erweiterten Versenkbohrung für Lagerstättenwasser bei Walsrode ruhen. Hintergründe für diese Schritte waren zu einem erheblichen Teil die Proteste von Bürgern und Kommunen, die den Firmen besonders bei der Nutzung von öffentlichen Straßen wie auch beim Betreten privater Grundstücke wirksamen Widerstand entgegen setzen können. Der Kreistag im Landkreis Harburg hat dazu am 8. Oktober 2015 beschlossen:
„Der Landkreis Harburg untersagt der Firma Kimmeridge, im Rahmen von seismologischen und geophysikalischen Untersuchungen im Aufsuchungsfeld Oldendorf kreiseigene Liegenschaften zu nutzen“. (1)
Kimmeridge lässt sich aber nicht so ohne weiteres abschrecken, sondern rüstet eher weiter auf.
Das Team wird ausgebaut, der claim weiter abgesteckt, man ist gekommen um zu bleiben. Seit Anfang des Jahres gibt es mit dem Geologen B. Bruns einen neuen wissenschaftlichen Mitarbeiter bei Kimmeridge, der seine Sporen als Wissenschaftler an der RWTH Aachen erworben hat und sich beispielsweise mit den Möglichkeiten befasst, mit spezifischer Computer-Software als Öl-Detektiv tätig zu werden. Außerdem ist Mark Hornett, bis Mai 2015 Präsident der schon erwähnten kanadischen Firma PRD, nun Managing Director bei Kimmeridge Energy neben dem alteingessenen Neil McMahon. Das sieht nicht nach Rückzug aus.
Und es geht weiter. Kimmeridge will seinen claim vergrößern und neue Aufsuchungsfelder aquirieren. Die Firma bemüht sich um ein Gebiet im Dreieck zwischen Braunschweig, Gifhorn und Hildesheim, wie die Presse berichtet (2). In dieser Gegend hatte die Firma BNK schon erkundet, war aber weitergezogen. Hier hatte aber auch PRD eine Förderlizenz in Mölme, die auf deren Homepage noch erwähnt wird – aber der von dort weiterführende link zu den PRD-Planungen in Deutschland ist mittlerweile gekappt, und auch der Kartenserver des LBEG zeigt in Mölme keine Lizenz mehr an. In dieser Region werden wie im Feld Oldendorf Öllagerstätten im Kontext des Posidonienschiefers vermutet. Geht es um Schieferöl? Geht es also auch um Fracking? Fragen über Fragen. Wer wird Millionär?
In den Gesetzesplänen, die derzeit in Berlin diskutiert werden, steht nichts von Fracking bei der Ölförderung. Dort wird Fracking nur im Zusammenhang mit Schiefergasförderung reguliert. Das ist alles nicht wirklich transparent und durchsichtig, Ist da eine Lücke im geplanten Gesetz, in die Kimmeridge schon jetzt zielgerichtet hineinsteuert? Als Präsident von PRD hatte Herr Hornett sich im Jahr 2013 geäußert: „Wir werden nicht gegen Ängste und Befürchtungen der Menschen handeln, wir wollen gute Nachbarn sein.“ (3) Mal sehen.
(1) Tagesordnungspunkt 20 der Kreistagssitzung am 08.10.2015: https://www.landkreis-harburg.de/allris/to010.asp?SILFDNR=24365&TOLFDNR=50027#beschluss
(3) http://www.shz.de/hamburg/meldungen/fracking-firmen-pruefen-mehr-flaechen-id13951.html
Text: Ingo Engelmann, Recherche: Renate Maass
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