Im Herbst 2013 hatten wir das Landesbergamt gefragt, ob es Versenkbohrstellen für Lagerstättenwasser im Kreis Harburg gibt. Hier wird zwar nicht sehr viel Öl gefördert, Gas de France Suez (GdF) hat ein paar Förderstellen in Seevetal. Aber irgendwo muss das Lagerstättenwasser, das bei der Förderung des dort sehr nassen Öls anfällt, doch bleiben – gereinigt wird es ganz sicher nicht. In der Flüssigkeit, die gefördert sind, sind nur 10%Öl enthalten, der Rest ist kontaminiertes Wasser aus der Tiefe plus zur „Bohrlochoptimierung“ eingebrachte Flüssigkeit. Antwort des LBEG nach sechs Monaten: keine Lagerstättenversenkung im Kreis Harburg. Auch schon 2012 hatte der damalige Wirtschaftsminister Bode dem damaligen Landtagsabgeordneten Wenzel (heute Umweltminister) auf dessen Anfrage eine „vollständige“ Liste von Versenkbohrungen in Niedersachsen übersendet, in der keine Bohrung im Landkreis Harburg zu entdecken ist (1).
Tatsache ist: das Lagerstättenwasser aus Seevetal wird nicht im Kreis Harburg versenkt. Es geht ins wenige Kilometer entfernte Hamburg und wird dort entsorgt. Für Hamburg ist das LBEG ebenfalls zuständig, weiß darüber also gut Bescheid. Ein Hinweis auf Entsorgung, die die Ländergrenzen überschreitet, wäre inhaltlich notwendig gewesen. Aber die Antworten von LBEG und Landesregierung bestehen immer wieder nur aus Halbwahrheiten, mit Einsprengseln grober Täuschung. Mal sehen, sagt man sich dort wohl, wie lange die Bürger darauf reinfallen.
Lagerstättenwasser soll künftig
(so will es die Landesregierung in Niedersachsen) nicht mehr in Wasserschutzgebieten versenkt werden. Wenn man darüber spricht, fällt auch mal der Name Panzenberg (Kreis Verden) – dort wurde bis vor kurzem im Wasserschutzgebiet Lagerstättenwasser versenkt. Die Firma RWE hat die Nutzung der Versenkbohrung Völkersen H1 bei Scharnhorst (auch genannt Panzenberg) derzeit eingestellt, bleibt aber im Besitz einer gültigen Bewilligung für die Versenkung dort.
Neu war mir der Name Schönewörde bei Gifhorn. In einer Anfrage des Landtagsabgeordneten Bajus hat der Wirtschaftsminister vor einem Jahr angegeben, dass auch in Schönewörde Lagerstättenwasser im Wasserschutzgebiet versenkt wird (2). Damit nicht genug: das gesamte Erdölfeld Vorhop im Kreis Gifhorn liegt im Wasserschutzgebiet, schreibt der Minister. In dem Feld liegen 20 Bohrplätze, auf denen seit 1952 ungefähr 3 Millionen Tonnen Öl gefördert wurden. Das Lagerstättenwasser aus dieser Produktion ist vermutlich unter dem Betriebsplatz von GdF Suez in Schönewörde zu finden. Seit 2005 ist das Wasserschutzgebiet. … In dem Feld unternimmt GdF übrigens seit einiger Zeit eine Explorationsbohrung nach der anderen. Mitten im Wasserschutzgebiet. Und der Minister betonte im Gespräch mit unseren BI-Vertretern vor wenigen Wochen, dass der Bestandsschutz für laufende Bewilligungen selbstverständlich gewährleistet werden müsse. Findet er… Weitere Versenkbohrungen fidnet man in Wielen (Kreis Bentheim) und Steimbke (Kreis Nienburg) in Bereich von Trinkwasservorranggebieten. Pikanterweise muss bei Steimbke ein ehemaliger Bohrplatz von Exxon saniert werden, er liegt in Rodewald und damit auch mitten im Trinkwasservorranggebiet. Die Grundwassermessstellen von Exxon haben erhöhten Kohlenwasserstoffgehalt gemeldet (3).
Bestandssicherung scheint auch ein Aspekt zu sein, der bei der Sanierung durchlässiger PE-Rohre bei Lagerstättenwasserleitungen bestimmend ist. Die PE-Rohre werden nur dort ausgetauscht, wo Schäden vorgefallen sind. Bei den (viel größeren) restlichen Strecken muss man mit dem Austausch warten, bis auch dort Schäden zu verzeichnen sind. Bestandsschutz… Wir haben vom LBEG gefordert, umgehend die Sonderbetriebserlaubnis für diese Rohre insgesamt zu widerrufen. Bisher ohne Ergebnis, aber wir werden mit dem Präsidenten des LBEG in einigen Wochen noch mal darüber diskutieren.
Nachbemerkung: Nicht nur die alten Versenkbohrungen machen Sorgen, auch neue sind zu befürchten. In Soltau wird Exxon ca. 1000 Meter vom nächsten Wohngebiet entfernt eine Versenkbohrung (Soltau Z2) vornehmen. Große Pressemeldungen oder Diskussion in der interessierten Öffentlichkeit sind bisher nicht zu verzeichnen. Vielleicht kann man das noch ändern – zunächst, dass mehr darüber berichtet und geredet wird, aber auch verhindert wird, dass es zu der Versenkbohrung zwischen der Winsener Straße und der Heidebahn überhaupt kommt. Damit nicht immer weiter die Ölindustrie heimlich, still und leise unsere Heide untergräbt.
Und noch eine Nachbemerkung: Dem Vernehmen nach versuchen Berliner Ministeriale derzeit, die Länder von der Ungefährlichkeit von Förder- und Entsorgungsmaßnahmen in der Wasserschutzzone III zu überzeugen. Dann hätte das Gejammere ein Ende, es wäre alles in Ordnung, wir machen einfach weiter so wie bisher.
(1) http://www.mw.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=5459&article_id=106793&_psmand=18
(2) Niedersächsischer Landtag − 17. Wahlperiode Drucksache 17/439
(2) http://www.steimbke.de/portal/pressespiegel/altes-oelfeld-muss-saniert-werden-910000576-21580.html?rubrik=10000001
Pingback: 1landing