Info-Veranstaltung der BI zu Schäden aus der Gas- und Ölförderung am 14.2.2017

Bergschäden sind dem Norddeutschen nicht so vertraut wie seit Jahrhunderten dem Rheinländer oder Schlesier. Aber es gibt sie, und sie nehmen zu. Bei Neuenkirchen (Heidekreis) hatte es 2004 ein Beben mit der Stärke 4,5 gegeben (1). In der Antwort auf eine Anfrage des CDU-Landtagsabgeordneten Mohr vom 25.11.2016 listet der Wirtschaftsminister Lies für den Zeitraum seit 2005 16 Beben im Landkreis Verden auf – das stärkste am 22.April 2016 (Stärke 3,1) (2). Noch vor wenigen Jahren wurden Erdstöße durch technische Maßnahmen wie Erdgasförderung oder Bau von Staudämmen als absolute Ausnahmen gehandelt (3). Das hat sich geändert. In den USA haben in Fracking-Gebieten die Erdstöße exponentiell zugenommen (4). In Oklahoma bebt die Erde mittlerweile in einigen Regionen täglich. Und auch in unserer Nähe, im Grenzgebiet der Niederlande zu Deutschland bei Groningen, haben die Erdstöße ein so bedrohliches Ausmaß angenommen, dass dort die Erdgasförderung in einigen Gebieten nahezu eingestellt wurde (5). Kürzlich hat nun das Landesbergamt offiziell festgestellt, dass das Beben vom 22. April 2016 auf die Gasförderung zurückzuführen ist (6).

Im letzten Jahr hat die Bundesregierung die Bergschadenshaftung umgedreht, sagt sie. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Mattfeldt triumphiert: das stärkste Beben des letzten Jahres falle nun unter die neuen Regelungen. Abgesehen davon, dass die Novellierung sicher nicht rückwirkend greift, scheint Herr Mattfeldt hier zu irren. Denn die Grenzwerte sind so ausgelegt, dass das Beben vom April letzten Jahres knapp darunter bleibt.

Hier ist Spielraum für endlose Rechtsstreitigkeiten. Im Landkreis Harburg hat es bisher keine Erdstöße in dem oben genannten Ausmaß gegeben. Aber schon seit den fünfziger Jahren hat es seismologische Untersuchungen zur Erkundung von Bodenschätzen gegeben, die damals (und zum Teil heute noch) mit induzierten Sprengungen durchgeführt wurden (Sprengseismik). Die aus den zurückliegenden Jahrzehnten stammenden Gebäudeschäden sind nur zum kleinen Teil aktenkundig, und ob es irgendwelche Ausgleichszahlungen gibt, muss in aller Regel wohl bezweifelt werden.

Welche Gefahren gibt es aufgrund von Öl- und Gasförderung oder -suche? Die BI „Kein Fracking in der Heide“ hat den sachverständigen Gutachter für Bergschadensfragen, Dipl.-Ing. Peter Immekus aus dem Rheinland als Referenten für eine Informationsveranstaltung gewonnen. Er spricht darüber, welche Auswirkungen Bergbau und Gasförderung haben (z.B. Absenkung des Bodens), wie man für ausreichende Dokumentation solcher Prozesse sorgen sollte und welche rechtlichen Absicherungen der Bürger eigentlich hat (oder eher auch nicht). Besonders für die Bereiche der Aufsuchungsfelder Oldendorf Verkleinerung (Gemeinden Seevetal- Maschen, Stelle, Winsen) sowie Lüneburg Verkleinerung (Marschacht, Tespe) kann es interessant sein, sich über die Bergschadensregulierungen zu informieren. Bei ihnen könnten seismologische Untersuchungen der Firma Kimmeridge GmbH ins Haus stehen, die noch bis Ende 2017 die Erlaubnis zur Aufsuchung von Erdöl oder Gas hat. Ob diese Erlaubnis über dass Jahr 2017 hinaus verlängert wird, ist unbekannt. Bisher hat die Firma Kimmeridge vom Landesbergamt noch alles bekommen, was sie wollte.

Informationsveranstaltung „57 Jahre aktive Erdölförderung in Seevetal, Kreis Harburg …
mögliche Folgeschäden?“ Referent: Dipl.-Ing. Peter Immekus
Zeit: Dienstag, 14. Februar 2017, 19:30 Uhr
Ort: Fleester Hoff, Winsener Landstraße 52, 21217 Seevetal-Fleestedt

(1) http://www.spiegel.de/panorama/seltenes-naturereignis-erdbeben-liess-in-hamburg-gebaeude-zittern-a-323978.html
(2) Niedersächsischer Landtag − 17. Wahlperiode Drucksache 17/7197
(3) http://www.tagesspiegel.de/wissen/erschuetternde-erkenntnis-wie-der-mensch-erdbeben-ausloest/8531864.html
(4) https://www.welt.de/vermischtes/article146933649/Dramatischer-Anstieg-von-Erdbeben-durch-Fracking.html
(5) http://www.deutschlandfunk.de/gasfoerderung-in-den-niederlanden-erdbeben-in-der-provinz.697.de.html?dram:article_id=319518
(6) http://www.lbeg.niedersachsen.de/erdbebenaktuelles/niedersaechsischer-erdbebendienst-ned-128713.html

(Ingo Engelmann)

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