Gegen die kleine Vergiftung des Alltags

Fast dreitausend Unterschriften gegen Fracking hat die BI in den letzten Wochen gesammelt. Ungefähr ein Dutzend Mal stand der Info-Tisch auf den Wochenmärkten von Buchholz und Tostedt oder vor Supermärkten in Hanstedt, Ramelsloh und Klecken. DSCF5175

Was aber fast mehr zählt als die Unterschriften sind die Gespräche. Gefühlte neunzig Prozent der Kommentare sind freundlich und unterstützend. „Gut, dass Ihr was dagegen tut, ich schaff’s leider selbst nicht“ ist ein oft gehörter Satz. „Als ich neulich den Film ‚Gasland‘ im Fernsehen gesehen habe, dachte ich, das kann doch nicht wahr sein“ – viele sind erst seit kurzem aufgerüttelt, und es werden mehr. „Ich arbeite selbst in der Versicherungsbranche, und wenn ich höre, dass der AXA-Konzern aus Frankreich letztlich da mit drin steckt – na ja, die sind nicht gerade bekannt für ihre Zimperlichkeit. Nachhaltigkeit im Umgang mit der Umwelt darf man von denen nicht erwarten“. Interessante Gespräche, die unsere Haltung stärken.

Und es erreichen uns interessante Informationen. „Ich wohne südwestlich von Bremen, und da wird schon lange Gas gefördert. Jetzt laufen die Vertreter von Exxon den Leuten die Türe ein und wollen mehr Gelände pachten. Da muss man wohl mit einer erheblichen Ausweitung des Gasbohrens in der Gegend rechnen“. Wir versprechen am Ball zu bleiben, wenn uns weitere Informationen zugeleitet werden.

Ein anderer berichtet, dass es nie Probleme mit dem Trinkwasserbrunnen an seinem Haus bei Klecken gegeben hat. Dann begannen die Hamburger Wasserwerke in den achtziger Jahren Trinkwasser aus der Heide nach Hamburg zu pumpen, und zeitgleich sank der  Grundwasserspiegel bei Klecken ab. Nicht viel, ein bisschen mehr als einen Meter. Aber die Folgen waren ebenso unerwartet wie gravierend: durch die Absenkung änderten sich Fließrichtungen im Grundwasser, und von einer nahegelegenen Altlast (früher mal eine Deponie gewesen) flossen plötzlich Abwässer in ihre Richtung. Auf einmal hatten sie Bakterien im Trinkwasser, die vorher nie drin gewesen waren. Den Brunnen konnten sie vergessen.

Das sind keine großen Schlagzeilen. Es sind die Geschichten darüber, wie der Alltag schleichend vergiftet wird. Wenn das Trinkwasser  erst mal versaut ist, ist es nicht mehr zu gebrauchen. Davor haben Menschen ganz zu Recht Angst. Manchmal wird die Angst größer, als wir es den Leuten wünschen. Zum Beispiel bei der alten Dame, die unsere Forderungen unterschreibt. Es muss nun endlich Schluss sein, schimpft sie, vor allem die Erdbeben sollten mal aufhören. Fast jeden Tag zittert ihr Haus, die Gläser klirren, und zuerst dachte sie, das sind Bäume, die das Fundament des fünfstöckigen Blocks zum Erzittern bringen mit ihren Wurzeln, aber es sind ja wohl die Bohrungen. Wir versprechen der alten Dame, dass wir unser Möglichstes tun, dass das mit dem Fracking und dem Gasbohren weniger wird. Beruhigt zieht sie weiter über den Markt.

Im Zuge der bundesweiten Aktionen zum Thema Fracking und Gasbohren am 31. August 2013 sollen die Unterschriften und die anderer BIs in Hannover dem Wirtschaftsminister Lies übergeben werden.

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