Kleiner Rückblick auf 2015

Es war das dritte Jahr der BI „Kein Fracking in der Heide“. Nach der Gründung im Frühjahr 2013 war es zunächst viel um die Identität der Geisterfirma „Blue Mountain Exploration“ gegangen, die sich dann als Phantom aus der Küche der „Kimmeridge Energy“ herausstellte. Es hatte Kontakte mit Politikern und dem Landesbergamt gegeben und viele Anfragen und eine große Anzahl öffentlicher Treffen und Informationsveranstaltungen. Die Vernetzung mit anderen BIs in der Region und dem ganzen Bundesgebiet war vorangetrieben worden.

In diesem Jahr 2015 hat sich die BI besonders um die regionalen Themen gekümmert, aber auch die Diskussion um Bundespolitik und Gesetzesnovellen mitgeführt. Ein kleiner, nicht vollständiger Rückblick auf das Jahr:

Berliner Geschichten

Die Regierung legte im Herbst 2014 einen Entwurf zur Novellierung von Bundesberggesetz und Wasserhaushaltsgesetz vor, der von Seiten der BIs kritisiert wurde (Stellungnahme unseres Dachverbandes BBU – Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz). Die Kritik wurde bei der Anhörung wiederholt, die von den zuständigen Ministerien („Wirtschaft“ und „Umwelt“) am 12.2.15 in Berlin durchgeführt wurde. Vertreter aus dem Kreis Harburg nahmen an der Anhörung teil. Zu verschiedenen Themen wurden die Bundestagsabgeordneten des Landkreises angesprochen bzw. angeschrieben (Grösse-Brömer, CDU; Stadler, SPD; Verlinden, Gründe). Persönliche Gespräche gab es mit Frau Stadler und Frau Verlinden. Kürzlich wurden Frau Stadler zwecks Einstimmung auf entsprechende Debatten auf dem SPD-Bundesparteitag Poster mit mehreren Dutzend Klima-Forderungen des Runden Tisches und der BI im Holm-Seppensener Kulturbahnhof übergeben.

Bekannt aus Funk und Fernsehen

In verschiedenen Sendungen berichtete der NDR über Fracking-Themen und Ölförderung (auch schon im Jahr 2014). „Markt im Dritten“ brachte im März 2015

einen Beitrag über die Verbringung des Lagerstättenwassers (z.T. aus dem Kreis Harburg) in eine Harburger Wohnsiedlung. Die Versenkung von giftigem Lagerstättenwasser mitten zwischen Wohnhäusern und Schrebergärten wurde angeprangert – aber als rechtmäßig und ungefährlich verteidigt. Die Neubebauung des Geländes wurde durchgewinkt, versenkt wird wie eh und je.

Veranstaltungen zwischen Information und Aufklärung

Eine öffentliche Veranstaltung der BI in der Wassermühle Karoxbostel (60 Teilnehmer) gab im März 2015 einen Einblick in Geologie des Untergrunds und damit in den Teil unserer Umwelt, der direkt oder indirekt von Öl- und Gasförderung beeinflusst ist: die Salzdome unserer Region und die eiszeitlichen Rinnen, aus denen unser Trinkwasser stammt. Renate Maaß zeigte Schnitte durch den Untergrund, auf denen sichtbar wurde, wie sich die Bodenschichten im Bereich Meckelfeld/Stelle aufbauen und welche Risiken die Förderung des Öls bzw. die Versenkung des Lagerstättenwassers mit sich bringt. Im Bereich Stelle / Obere Seeveniederung hatte die Firma Wintershall bis in die neunziger Jahre mehrere Millionen Kubikmeter Lagerstättenwasser versenkt.

Kimmeridge gibt es wirklich!

Im April wurde der Beweis erbracht: Es gibt sie tatsächlich,  die Firma Kimmeridge, die die Erkundung im Feld Oldendorf betreibt. Lange waren wir dem gesichtslosen Phantom „Blue Mountain Exploration“ nachgerannt. Der Kimmeridge-Geschäftsführer N. McMahon sowie der deutsche Repräsentant K. Vieten kamen zu einem Gespräch mit BI- Vertretern und nahmen im Anschluss an einer Podiumsdiskussion im Freileichtmuseum Kiekeberg teil, bei der sie mit Vertretern der BI, der Bundesanstalt für Geowissenschaften und der Wissenschaft diskutierten (bzw. das tat Herr Vieten, Herr McMahon äußerte sich in der Öffentlichkeit gar nicht). Für die BI waren vor allem die Ankündigungen von seismischen Untersuchungen im Feld Oldendorf von Interesse. 150 Teilnehmer verfolgten die Podiumsdiskussion und waren mehrheitlich enttäuscht bis empört über die nassforschen Argumentationen des deutschen Kimmeridge-Vertreters.

Firmen verlassen Norddeutschland

Zunächst gab die kanadische Aufsuchungsfirma PRD ihre sieben Erlaubnisse in Schleswig-Holstein und Niedersachsen zurück und verließ Deutschland ohne Angabe konkreter Gründe. Zu den zurückgegebenen Gebieten gehörte auch das Feld Sittensen, das bis in den Kreis Harburg hineinragt. Danach liefen die Bewilligung der Exxon-Tochter BEB im Feld Meckelfeld aus. Exxon hat außerdem keinen Antrag gestellt, die Aufsuchungserlaubnis im Feld Vierlande zu verlängern, diese wird wohl am 31.12.15 auslaufen. Zwei weitere Erlaubnisse wurden in Nordrhein-Westfalen zurückgegeben, eine in Brandenburg. Nur die kanadische Firma Vermilion, eng verbandelt mit Exxon, hat zwischen Celle und Uelzen kürzlich die Erlaubnis für ein neues Aufsuchungsfeld erhalten. Wie kann man die Leute von Kimmeridge davon überzeugen, dass sie ebenfalls abziehen sollten? Bei einer Veranstaltung der BI in Stelle kamen 60 Interessierte zusammen, um über die Verhinderung der angekündigten seismischen Untersuchungen im Feld Oldendorf zu sprechen. Einige Wochen später entschied der Kreistag in Winsen, der Firma Kimmeridge das Betreten der kreiseigenen Liegenschaften zu Zwecken seismologischer Untersuchungen zu untersagen. Nachdem Renate Maaß im Umweltausschuss die Gemeindevertreter in Stelle noch näher informiert hatte, beschloss der Verwaltungsausschuss, die gemeindeeigenen Flächen in der Gemeinde Stelle ebenfalls für Kimmeridge zu blockieren. Zur gleichen Thematik kamen am 9.11.15 über 90 Bürger zur Veranstaltung des Ohlendorfer Vereins zur Erhaltung eines gesunden Lebensraumes, es informierten Mitglieder der BI „Kein Fracking in der Heide“. Viele Bürger kauften die gelben Schilder „Betreten zum Zweck seismologischer Untersuchungen verboten“, die von der BI angeboten werden. Die enge Zusammenarbeit mit dem Ohlendorfer Verein, mit der UBI Salzhausen, der BI „Heide intakt“ in Amelinghausen sowie BIs im Kreis Rotenburg ist mittlerweile Tradition.

Politik und Verwaltung: Stellungnahmen der BI

Die Hamburger Wasserwerke haben ein umfangreiches Vertragspapier zur Regelung der Heidewasserentnahme vorgelegt. Darin taucht die Thematik der Ölaufsuchung und -förderung überhaupt nicht auf. Die BI hat daher im Einwendungsverfahren eine Stellungnahme eingebracht, um auf die Nutzungskonkurrenz (z.B. bezüglich der benötigten Grundwasserkontingente) hinzuweisen. Die Behauptung von HamburgWasser, das habe überhaupt nichts miteinander zu tun, ist falsch und muss bestritten werden.

Das Landesraumordnungsprogramnm LROP wird in den Regionen fortgeschrieben als RROP 2025 (Regionales Raumordnungsprogramm). Darin wird für den Landkreis Harburg in allgemeiner Art das Thema der Rohstoffgewinnung wie z.B. Förderung von Kohlenwasserstoffen (d.h. Öl und Gas) angesprochen. Es wird aber nicht konkret. Die BI hat daher angeregt, die eiszeitlichen Rinnen, aus denen unser Trinkwasser hauptsächlich stammt (die Hanstedter Rinne und die Wintermoorer Rinne) als Vorranggebiete zu schützen und dies auch im LROP zu verankern – wie es mit der Rotenburger Rinne unseres Nachbarkreises bereits vorgemacht worden ist. Jede Bohrung in unserer Region durchstößt eine eiszeitliche Rinne. Das muss ein Ende haben.

Ein wichtiges Instrument zur Information und Diskussion waren die Homepage „www.kein-fracking-in-der-heide.de“ sowie die facebook-Gruppe unter demselben Namen. Die Homepage wurde mittlerweile fast 30.000 mal angeklickt, die facebook-Gruppe hat über 300 Mitglieder. Die Leute wollen wissen, was los ist.

Was nun?

Die Stellungnahmen an HamburgWasser und an den Landkreis Harburg müssen verfolgt und vertreten werden. Es bleibt zu verfolgen, ob die bis jetzt ausgebliebenen seismologischen Untersuchungen von Kimmeridge darauf hindeuten, dass hier nicht weiter aufgesucht wird (Untätigkeitsanfrage??). Die Vernetzung wird mit dem nächsten BI-Bundestreffen im Februar fortgesetzt. Beim Parisr Klimagipfel wurde die Entwicklung festgeschrieben,l die uns wegbringt von fossiler Energie für Heizung und Mobilität. Neue Ölquellen brauchen wir nicht. Wir arbeitden weiter daran, dass die Firmen das verstehen und ihre diesbezüglichen Aktivitäten einstellen. Wir sind (glauben wir) auf einem guten Weg.

 

(Ingo Engelmann)

 

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