Kommentar: Trump wird Fracking und Kohle Fördern. Wir nicht.

Im Landkreis Harburg bemerkt man derzeit wenig Bewegung, was die Suche nach Öl und spätere Förderung angeht. Woanders sind erste Reaktionen auf das Berliner Fracking-Paket erkennbar, es rühren sich begehrliche Planungen in Richtung auf erste Frack-Versuche im niedersächsisch-nordrheinwestfälischen Grenzland, und Exxon betreibt den Ausbau seines Betriebshofes im benachbarten Kreis Rotenburg (Bellen). Aber ist das derzeit alles wirklich noch wichtig?

Denn in der Zwischenzeit ist der Riesensprung der USA in eine ferne Vergangenheit vollzogen. Der rückwärtsgewandte designierte Präsident Trump wird sein Land auch in der Energiepolitik zurück in die Steinzeit führen, oder genauer: in die Kohlezeit. Hatte Präsident Obama mit seiner Fracking-Strategie noch versucht, auf diese umstrittene Weise die CO2-Bilanz zu schönen und die Klimaziele erreichbar zu halten, spielt das im neuen Zeitalter alles keine Rolle mehr. Klimapolitik? Interessiert Trump nicht. Was er will, hat er im Wahlkampf immer und immer wieder verkündet: Amerika soll sich auf das besinnen, was in der Erde ist, und rausholen, was geht. Und er meint nicht nur Gas und Öl (also die Fortsetzung der Fracking-Ideologie), er meint auch wieder Kohle. Die OPEC soll ausgehebelt werden, die USA wollen den Weltmarkt beherrschen und regulieren. Making America great again.

Das bedeutet, dass das Angebot an Energie steigen wird, und das senkt normalerweise den Preis. Hatte die Industrie bis vor wenigen Tagen noch erwartet, dass der Preis für Öl in den nächsten Jahren nur leicht steigen und um 2020 ungefähr bei 60 Dollar pro barrel liegen könnte statt wie derzeit bei 45 Dollar, werden diese Ziele nun noch gefährdet. Mehr Öl und Gas, dazu auch wieder Kohle – das wird den Ölpreis unter Druck setzen. Es gibt nur eine Schraube, an der man dann drehen kann, um das Marktgeschehen irgendwie profitabel zu halten: der Verbrauch muss steigen. Und zwar erheblich.

Letztlich sind damit also auch alle gefragt, die Verbraucher. Die US-Amerikaner sind der katastrophalen Energiepolitik, die Trump skizziert hatte, nicht völlig hilflos ausgeliefert. Denn sie sind die Verbraucher, die den Konsum steigern müssen, damit Trumps Rechnung aufgeht. Sie müssen abwägen, ob ihnen die Klimaziele wichtig sind oder ob sie ihnen geradewegs am Hintern vorbeigehen.

Die Signale, die es von Verbraucher- und Bürgerseite gibt, ihre Marktmacht gezielt einzusetzen, sind in der Vergangenheit nicht überwältigend gewesen. Vor allem: Wir hier in Deutschland können das Verhalten US-amerikanischer Verbraucher wenig beeinflussen. Es ist auch dort unser Rat gar nicht gefragt. Wir sind an diesem Prozess eher am Rande beteiligt: Die amerikanischen Firmen, die hier unsere Landschaft verschandeln und unser Trinkwasser in Gefahr bringen wollen, können wir höflichst, aber auch mit Nachdruck darauf hinweisen, dass sie hier unerwünscht sind. Das betrifft Exxon und bei uns im Landkreis Harburg vor allem Kimmeridge Energy. Wenn Trump mehr Fracking will – dann soll Kimmeridge doch dort fracken, wo die Politik diesem Wahnsinn Tür und Tor öffnet. Die Wähler haben dort entschieden, was die Verbraucher machen, weiß man noch nicht, aber hier mitten in Europa entscheiden wir anders. Wenn der SPD-Vorsitzende Gabriel die Klimaschutzziele boykottiert, um der Kohlewirtschaft (hier: Braunkohle) dienstbar zu sein, wird die SPD dafür bei den nächsten Bundestagswahlen die Quittung bekommen. Die Kompromisshuberei beim Fracking-Paket und die Bremserfunktion bei den Klimazielen haben die Glaubwürdigkeit der Regierung ausgehöhlt, und dabei klingt auch die SPD immer dumpfer. Auf Trump reagieren heißt daher für uns im Landkreis Harburg und in Deutschland, den Widerstand gegen Fracking weiter zu führen und demokratische Kontrolle auszuüben. Zum Beispiel bei Wahlen – aber längst nicht nur dort.

Zum Hintergrund der Trump-Energiepolitik: http://seekingalpha.com/article/4021697-oil-fossil-fuels-trump-administration?

(Text Ingo Engelmann)

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