Seit einer Woche wissen wir nun, dass die Kimmeridge GmbH an die RDG mit Sitz in Hannover verkauft worden ist. Über die Kaufsumme wurde Stillschweigen vereinbart. Der Name RDG ist nirgends ausgeschrieben, er soll sich auf die Begriffe „Rohöl“, „Deutschland“ und „Geothermie“ beziehen. Die RDG gibt es seit 2015, sie gehört je zur Hälfte der RAG Rohölaufsuchungsgesellschaft aus Österreich und der Petroleum Equity LLC aus Jersey, einer Kanalinsel.
Wer sind die Eltern?
Die Wertpapiergesellschaft Petroleum Equity LLC gibt es seit 2012. Sie dient dazu, Geld zu sammeln für die Aktivitäten der Erdöl- und Gasförderung außerhalb der USA (dort läuft es ja schon wie geschmiert). Die Gesellschaft hat 2015 die Hälfte der RDG erworben. Zumindest zu dem Zeitpunkt war sie auf der Kanalinsel Jersey gemeldet (1), einer Steueroase so groß wie Sylt, aber sechsmal so vielen Einwohnern (und deutlich mehr Firmensitzen). Jersey liegt zwischen England und Frankreich im milden Golfstromklima, gehört nicht zu Großbritannien und der EU, sondern untersteht direkt der Queen. Es war eine typische Steueroase, allerdings wird in den letzten Jahren mehr Kontrolle und Transparenz geprobt, Jersey arbeitet an seinem Ruf (2). Aber es ist kein Ruhmesblatt für eine Wertpapiergesellschaft, sich in dieser Oase anzusiedeln. Außer an der RDG hält Petroleum Equity noch Anteile an einer englischen Erdgasförderfirma namens alpha petroleum resources mit vier Offshore-Bohrfeldern in der Nordsee.
Die RAG fördert in Zistersdorf (Österrreich) seit 1938 Erdöl. Im Jahr 2015 hat sie insgesamt ganze 116.000 t Öl gefördert. Zum Vergleich: Das ist gerade mal doppelt so viel, wie im Feld Meckelfeld in den siebziger und achtziger Jahren im jährlichen Schnitt gefördert wurde. Die RAG rangiert unter den österreichischen Firmen um den Rang 100. Man kann also sagen: Die RAG ist ein mittelständisches Unternehmen, das sich mit den vier Aufsuchungsfeldern der Kimmeridge GmbH über ihre Tochter RDG einen Brocken gesichert hat, den sie erstmal verdauen muss. Außer den Aufsuchungsfeldern in Norddeutschland hat die RDG noch zwei Felder in Bayern, das größere davon ist Salzach/Inn und umfasst ca. 2250 km². Die RAG verfügt noch über Konzessionen in Ungarn und Rumänien (drei Felder von ca. 4000 km² Größe) (3). In der Vergangenheit hatte die RAG nicht immer ein glückliches Händchen: 2012 hatte sie bei Mauerskirchen in unmittelbarer Nähe zum Chiemsee und zu einem Wasserschutzgebiet Gas aufgesucht, geplant war eine Horizontalbohrung unter den Langbürgnersee. 2013 gab die RAG bekannt, sie werde das Projekt nicht weiter verfolgen. Zum Vorgehen der RDG in Ampfing lesen Sie mehr in unserem Beitrag vom 30.01.2017. Die RAG rühmt sich auf ihrer Homepage, ihre Gasförderung ohne Fracking durchzuführen, ob das aber immer so bleiben wird, geht aus den Veröffentlichungen nicht eindeutig hervor. Sie erwähnt verschiedene, nicht näher erläuterte Verfahren zur Optimierung des Öl-Flusses nach der eruptiven Phase weiter fördern zu können. Die RAG wird in der Fachöffentlichkeit als „low cost operator“ eingestuft (4) – als Firma also, die billig arbeitet. Das muss ja nichts Schlimmes sein.
Manche freuen sich ja immer darüber, wenn heimische Kohlenwasserstoffe in heimischen Händen bleiben. Die RAG hat auch einen deutschen Teil-Kern: 29,275% der Anteile liegen bei einer deutschen Firma. Allerdings nicht, wie bei wikipedia nachzulesen, bei Eon. Sondern bei Uniper, der bad bank von Eon, die um die Anerkennung auf dem Börsenparkett kämpft und gegen die massiven roten Zahlen (über vier Milliarden Verlust in 2016) mit Personalkürzungen anzugehen versucht.
Die Gründung der RDG und deren Teilverkauf an die Petroleum Equity wurde über eine Holding abgewickelt, die in Luxemburg ansässig ist. Die Abneigung gegen die normalen heimischen Steuersysteme scheinen Petroleum Equity und RAG zu teilen.
(1) http://www.bwb.gv.at/Zusammenschluesse/Zusammenschluesse_2015/Seiten/BWB_Z-2847.aspx
(2) https://www.welt.de/wirtschaft/article154414725/Jersey-Wie-man-eine-Steueroase-austrocknet.html
(3) http://www.rag-austria.at/fileadmin/bilder/tx_templavoila/rag_fakten_d_160523_web.pdf
(4) http://www.energy-pedia.com/news/general/new-165211
(Ingo Engelmann)
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