In Rotenburg (Wümme) besteht seit einem Vierteljahr ein „Arbeitskreis Erdgas- und Erdölförderung“ aus Vertretern der Politik, der Gemeinden und der Öffentlichkeit (wir berichteten darüber am 24.11.2013). Den Vorsitz führt die grüne Kreistags- und Landtagsabgeordnete Elke Twesten. Der Arbeitskreis soll den Dialog zwischen Vertretern unterschiedlicher Interessenlagen fördern und Grundlagen für gemeinsame Perspektiven für nachhaltigen Umgang mit der Erdgas- und Ölförderung entwerfen.
Mit RWE ging es los…
Auf der ersten Arbeitssitzung nach der Konstituierung referierte ein Vertreter von RWE-DEA, einer der drei großen Förder-Firmen in Deutschland (Exxon, GdF Suez, RWE). Er trug das Angebot seiner Firma vor, künftig das giftige Lagerstättenwasser nicht mehr in einer Tiefe von z.T. weniger als 1000 Meter zu versenken, sondern dahin, wo es herkommt: über vier- bis sechstausend Meter tief. Die Logik dieses Vorschlags liegt in der Verdrängungsstrategie der Geldverdiener in dieser Sparte: sie verfahren schon immer nach dem Prinzip „aus den Augen – aus dem Sinn“ und versenken ihren Abfall unter der Erde, was auch immer dann mit dem Grund- und Trinkwasser passieren wird. Nun wird diese Strategie also unwesentlich variiert: „je tiefer versenkt – je schneller vergessen“ lautet die neue Devise. Es ist nicht einmal die Rede davon, dass die konkrete Geologie vor Ort dabei die entscheidende Rolle spielt: gibt es Verwerfungen in den Bodenschichtungen? Existieren Salzdome, die (wie in Lüneburg, bei Buchholz oder im Hatzter Moor) bis an die Oberfläche reichen und die hervorragende Leitungsbedingungen für alle möglichen Wässer bieten? Die Ausprägung dieser „Diapire“ genannten Formationen spielen eine wesentlich wichtigere Rolle als die Tiefe der Versenkbohrung. Überraschenderweise bestand Herr Windhaus, Oberbergrat beim Landesbergamt und ständiger Gast bei den Sitzungen des AK, nicht auf seiner noch im Oktober aufgestellten Forderung nach Reinigungstechnik für das Lagerstättenwasser, sondern schien die Tiefenwirkung des RWE-Vorschlags zu schätzen. Im Gegensatz dazu besteht das niedersächsische Wirtschaftsministerium darauf, Verfahren zur Reinigung der Lagerstättenwasser zu entwickeln. Der AK Rotenburg hätte hier die Alternativen klar herausarbeiten können – die Chance wurde zunächst vertan.
… und mit Exxon geht es weiter!
Jetzt steht am 3.2.14 die nächste Sitzung des AK bevor, und dieses Mal kommt der Referent von Exxon. Und langsam regt sich der Widerstand gegen eine falsche Weichenstellung für dieses Gremium. Wird das, was als Forum für Bürgerinteressen entworfen war, immer mehr Forum für die Förderfirmen zur Darstellung ihrer „tollen“ Pläne? Frau Twesten als Vorsitzende des Arbeitskreises hat sich als Kommunalpolitikerin einen Namen gemacht und ist in Hannover frauenpolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion. Sie braucht sicher eine gute fachliche Beratung für dieses ihr nicht so vertraute Gebiet der Gasförderung. Es ist nicht davon auszugehen, dass sie diese von RWE und Exxon beziehen will oder wird. Aber der manchmal etwas merkwürdige Umgang mit wirtschaftskritischeren Vertretern z.B. aus den Anti-Fracking-BIs lässt Zweifel aufkommen, ob Frau Twesten bei diesen Bürgern lernen möchte (was ihr gut stehen würde). Dr. Damberg, kritischer Kreistagsabgeordneter der Linken, wurde nicht immer ordnungsgemäß eingeladen. Ein Vertreter einer örtlichen BI wird nicht in den AK berufen, wohl weil gegen ihn Anzeige im Kontext der Auseinandersetzung mit Ölfirmen erstattet wurde. Im Stile einer Vorverurteilung scheintman dieses als Grund anzusehen, ihn aus dem AK auszuschließen. Die Zusage, eine benachbarte BI als Gast auf die Einladungsliste zu nehmen, wurden nicht eingehalten. Gut klappt die Zusammenarbeit anscheinend vor allem mit RWE und Exxon. Das macht misstrauisch, und es liegt am AK und seiner Leitungsebene, künftig für eine bessere und gleichberechtigte Arbeitsatmosphäre zu sorgen.
(-ie)
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