Die Förderung von Gas und Öl erledigen im norddeutschen Raum
– Exxon und die gemeinsam mit Shell betriebene Tochter BEB,
– die ehemalige RWE-Tochter DEA (jetzt Teil des russischen Alfa-Group- Imperiums)
– die französische Engie (früher GdF Suez)
– die BASF-Tochter Wintershall.
Das sind auch die Firmen, die die meisten Aufsuchungen nach neuen Öl- und Gaslagerstätten durchführen. Fast vierzig Aufsuchungserlaubnisse wurden in Schleswig-Holstein und Niedersachsen vergeben, davon ungefähr drei Viertel an die big player.
Bei den Aufsuchungen gibt es noch ein paar Neulinge, die die Vorarbeit machen dürfen. Das sind Firmen mit so unbekannten Namen wie Kimmeridge Energy (die sich zunächst zwei Jahre lang hinter dem Tarnnamen Blue Mountain Exploration versteckt hatten) oder Central Anglia und Geo Exploration Technology. Kimmeridge hat drei Aufsuchungsfelder (Kreis Harburg / Lüneburg / Nienburg), die anderen beiden nur jeweils eines bei Flensburg und bei Lüchow. Und es gibt die kanadische Firma PRD, die es auf sieben Aufsuchungsfelder in Schleswig-Holstein und Niedersachsen gebracht hat (Bramstedt, Schwarzenbek, Elsmhorn, Ost-Rohe, Sittensen, Steinhorst bei Celle, Uelzen). PRD hatte Pech: Die Felder waren nicht so erfolgversprechend wie erhofft und so verkleinerte PRD die Aufsuchungsbereiche und die Zonen, in denen sie weitergehende Untersuchungen (z.B. Seismik) machen wollten, u.a. in Schwarzenbek, Sittensen und Uelzen. Pech war aber auch der energische Widerstand in den Regionen gegen die Gas- und Ölförderung und deren Vorbereitung. Die BI frackingfreies Auenland im Bereich Bramstedt und umzu, die Rotenburger Initiativen und die BI Uelzen machten PRD das Leben schwerer, als die Firma das erwartet hatte. Insgesamt zu viel Pech: Die Firma PRD hat mitgeteilt, dass sie sich aus Deutschland zurückzieht (1). Sieben Aufsuchungsfelder werden zunächst aus dem Rennen sein.
Die Bevölkerung und die BIs sind’s zufrieden – sie haben einen wichtigen Etappensieg errungen. Auch im Landkreis Harburg sind wir ein bisschen mit betroffen – und ein bisschen mit erfreut: das Feld Sittensen ragt in den Kreis Harburg bis Wistedt hinein. Nun also das vorläufige Aus.
Das Problem für PRD sei gewesen (so ein Insider), dass sie keinen ausreichenden Zugang zu den vorliegenden Daten anderer Betreiber bzw. früherer Bohrungen gehabt hätten (1). Wenn dieser kleine Wettbewerber nun also aussteigt, heißt das nicht, dass nicht andere nachrücken – vielleicht mit besseren Verbindungen zu den Dateninhabern (das sind z.B. die oben genannten big player). Es gibt Kandidaten, die sich aber bisher zieren. Zum Beispiel die kanadische Firma Vermilion Energy, mit über fünfhundert Mitarbeitern im Kernbetrieb sozusagen ein größeres mittelständisches Unternehmen neben den kleinen Neulingen. Vermilion hat sich in Frankreich an die Spitze der Ölförderer gesetzt, erwartet im irischen Offshore-Feld Corrib gute Ergebnisse und hat sich in Deutschland auch schon eingekauft. 2014 übernahm Vermilion von GdF Suez ein Anteilspaket für ca. 170 Millionen Dollar (2). Und jetzt steigt Vermilion auch bei Exxon ein: Eine „Farm In“-Vereinbarung soll Vermilion die Hälfte der Exxon-Aufsuchungen in Norddeutschland überstellen. Dazu gehört die Durchführung von bis zu elf Probebohrungen in den nächsten Jahren. Bedeutet der angekündigte Rückzug von Exxon aus dem Aufsuchungsfeld Vierlande womöglich nur, dass hier demnächst Vermilion aktiv wird? Die Kanadier werden sich (so die derzeitigen Verlautbarungen) nicht um die Lizenzen bemühen, die PRD nun aufgibt. Nun ja, das alles muss man wohl erst mal abwarten.
Vermilion Energy ist seit 20 Jahren im Geschäft – und nicht nur in Sachen Exploration, sondern auch als Förderrunternehmen für Gas und Öl. Die Firma bemüht sich auf ihrer Internet-Seite, sich als Umweltschützer zu präsentieren. Sie bekennt sich dort zu dem Ziel, Lagerstättenwasser und Flowback zu reinigen und wieder zu benutzen. Allerdings bleiben die referierten Erfolge in diesem Breich eher unklar. So seien durch die entwickelten Filterverfahren schon 5 Millionen Liter Wasser (das sind 5000 m³) recycelt worden, statt sie zu versenken (3). Das ist zwar löblich – aber angesichts der Wassermengen, die bei Frack-Vorgängen benötigt werden, doch eher ein Tropfen auf das heiße Bohrgestänge. „Der Wasserbedarf für das hydraulische Fracking kann mehrere tausend Kubikmeter pro Bohrung betragen“, schreibt das Umweltbundesamt (4). Die Ersparnis wäre also etwa so groß wie die bei einem Frac benötigte Wassermenge – und Vermilion hat sicher deutlich öfter gefrackt als nur einmal…
In den USA kümmert sich Vermilion um tight oil , also Öl aus Gesteinsschichten, die nicht ganz so knallhart sind wie Schiefer. Damit könnten sie sich durchaus aufgerufen fühlen, auch bei uns anzufassen: im Bewilligungsfeld Meckelfeld beispielsweise. Da könnte noch Öl in den früher geförderten Lagerstätten vorhanden sein, wohl in Sandsteinschichten. Und die Bewilligung liegt vor – nur sie läuft am 15. August 2015 aus. Bewilligungsinhaber ist die zur Hälfte zu Exxon gehörige Firma BEB, die gerade einige Aktivitäten an Vermilion abgegeben hat. Im Feld Meckelfeld hat BEB in den letzten Jahren keine Aktivitäten entwickelt. Wird nun Vermilion hier den BEB-Part übernehmen? Das Feld hätte Kimmeridge auch gern gehabt, wie im Gespräch mit Firmenvertretern und der örtlichen BI vor einem Vierteljahr deutlich wurde. Auch bezüglich Meckelfeld darf man gespannt sein, wie es weiter geht.
Und sich in der Zwischenzeit ein wenig freuen, etwas Sand ins Getriebe gestreut zu haben…
(1) http://calgaryherald.com/business/energy/a-tale-of-two-germanys-vermilion-dives-in-while-prd-bows-out
(2) http://www.vermilionenergy.com/operations/germany/germanybackground.cfm
(3) http://sustainability.vermilionenergy.com/hse/environment/recycling-frac-water.cfm
(4) http://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/gewaesser/grundwasser/nutzung-belastungen/fracking
(Ingo Engelmann)
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