Gedanken eines Lesers zu einem Artikel des Hamburger Abendblatt vom 28/29.09.2013 (Artikeltext lesbar siehe unten)
Sie berichten über den Trinkwasserschutz im Kreis Harburg, als sei eigentlich alles auf einem guten Weg. Es sieht aber eher so aus, als wenn es auf diesem Weg schon seit Jahrzehnten im Kreis herum geht. Heißt es deshalb „Kreis Harburg“? Seit Anfang der achtziger Jahre fördern die Hamburger Wasserwerke Heidewasser für die Hansestadt. Nachdem schon vor fünf Jahren eine endgültige vertragliche Lösung für diese Förderung angekündigt war, soll diese nun 2014 wohl unterschriftsreif sein. Für den Trinkwasserschutz hieß das: drei Jahrzehnte blieb alles in der Schwebe. Im Umweltbericht des Kreises Harburg aus dem Jahr 2001 hieß es: bisher sind ca. 12% der Fläche des Kreises als Trinkwasserschutzgebiet ausgewiesen. Weitere „Ausweisungen für Wasserschutzgebiete (seien) vorgesehen bzw. befinden sich im Festsetzungsverfahren“, sodass der geschützte Anteil an der Fläche des Landkreises sich auf 30% erhöhen werde. Seitdem ist aber nichts geschehen. Zu Recht weist die grüne Kreistagsabgeordnete Bischoff darauf hin, dass in der Diskussion um Fracking-Projekte diese Ausweisung eine bedeutsame Rolle spielt: Zwar findet das erforderliche Verbot der Risikotechnologie zum Gasbohren keine Mehrheiten – aber Trinkwasserschutzgebiete sollen für Fracking tabu sein. Entsprechende Gesetzesänderungen lagen schon auf dem Tisch, wurden aber vor der Bundestagswahl nicht mehr umgesetzt.
Im Kreis Harburg würden diese Gesetzesänderungen beim aktuellen Stand nicht so viel nützen, da eine notwendige Ausweitung der Schutzgebiete um mehr als 150% verschleppt wird – mindestens seit einem Dutzend Jahren. Ein Antrag der Grünen und Linken im Kreistag , hier schnellstmöglich etwas zu unternehmen, wurde im Umweltausschuss des Kreises durch die Mauer aus CDU und Verwaltung gebremst. Das Vorhaben verlief im Sande, der Antrag wurde zurückgezogen (wohl um ihn zu einem geeigneten Zeitpunkt noch einmal stellen zu können, statt dass er durch Ablehnung verbrannt wäre). So stehen wir beim Stand des Trinkwasserschutzes dort, wo wir schon Ende der neunziger Jahre standen. Die Bedrohung des Trinkwassers durch Versalzung, Nitrateintrag und jetzt auch Gas- und Ölförderung hat aber erheblich zugenommen. Wir sollten uns nicht einlullen lassen durch den Hinweis, dass man ja gar nicht genau weiß, was und wo an Wasser gefördert wird – die Hamburger Wasserwerke wissen das ziemlich genau. Als Bürger stehen wir ein bisschen fassungslos vor der Situation, dass unser lebenswichtiges Trinkwasser aufgrund unzureichender Kommunikation zwischen der Kreisverwaltung und dem Wasserversorger unserer Nachbarregion Hamburg nicht so geschützt wird, wie es nötig wäre. Na dann Prost.
Dr. Ingo Engelmann, Buchholz, Sprecherrat der Bürgerinitiative „Kein Fracking in der Heide“
Hamburger Abendblatt – Harburger Rundschau, Buchholz & Umland, 28./29.9.2013, Seite 2:
Diskussion über den Schutz von Trinkwasser
Winsen – An vier Stellen im Landkreis Harburg wird Trinkwasser gefördert. Drei davon sind als Wasserschutzgebiet ausgewiesen. Auch der letzte Bereich in der Nordheide soll als Wasserschutzgebiet ausgewiesen werden. Bereits seit Ende der 90-er Jahre liegt ein Antrag der damaligen Hamburger Wasserwerke (HWW) vor. Nun gibt es Bestrebungen, ihn umzusetzen. „Wenn der Landkreis das Gebiet nicht als Wasserschutzgebiet ausweist, entstehen möglicherweise Begehrlichkeiten, die unsere Grundwasservorräte gefährden“, sagt Elisabeth Bischoff von den Grünen, „Fracking wäre so ein Thema“.
Auch der Leiter der Abteilung Boden Luft Wasser beim Landkreis Harburg, Gunnar Peter, setzt sich für den Schutz des Grundwassers ein. „Seit 1984 fördern die HWW dort Wasser. Seit den 90-er Jahren liegt der Antrag vor, das Gebiet als Wasserschutzgebiet auszuweisen“., sagt er. Die HWW stellten den Antrag damals an die zust#ändige Behörde, die Bezirksregierung Lüneburg. Inzwischen scheint er hinfällig. Schon seit 2005 ist der Landkreis für die Wasserschutzgebiete zuständig. Der kann jedoch bisher nicht handeln.
„Wior wissen nicht, wieviel Wasser aus welchen Brunnen gefördert wird“, sagt Peter. Wir groß ein Wasserschutzgebiet sei, werde jedoch durch die Wasserfördermenge bestimmt. (kbw)
Diskussion daszu in der Facebook-Gruppe „Kein Fracking in der Heide“:
Christine von Wilhelmsburg
Wasser“schutz“gebiete bieten in Niedersachsen KEINEN (in Zahlen: NULL) Schutz vor den Aktivitäten der Öl- und Gasindustrie. Da die Firmen zunächst „Aufsuchung“, bzw. Aktivierungen alter Ölbohrungen (mit noch gültigen Lizenzen) etc. beantragen, und NICHT eine „hydraulische Bohrlochbehandlung“ (aka Fracking) WIRD NACH WIE VOR GENHMIGT. Bohrungen, die Wasserschutzgebiete untergraben ebenso wie die oberirdischen Anlagen und (dauerdefekten) Leitungssysteme und der Betrieb von Versenkbohrungen in bzw. in unmittelbarer Nähe von Grundwasserreservoirs, bzw. Wasserschutzgebieten. Die Landkreise sind mehr oder weniger beteiligt, (bzw. VERHEIMLICHEN die Anträge, wie Landrat L. im LKR Rotenburg-Wümme in 2012). Die Wasserversorger haben KEIN Vetorecht. es gibt KEINE öffentliche/allgemeine UVP. Hier nur zwei Beispiele der aktuellen Aktivitäten inmitten u/o in direkter Nachbarschaft zu Wasser“schutz“gebieten in Niedersachsen: : http://www.panoramio.com/photo/96829650 – http://www.panoramio.com/photo/90773833 – und hier eine Übersicht:
https://maps.google.de/maps/ms…
Antwort Ingo Engelmann
Liebe Christina, Dein Kommentar ist meiner Meinung nach etwas zu einseitig. Offiziell gibt es in Niedersachsen ein Verbot von Fracking in Trinkwasserschutzgebieten (Rundverfügung des LBEG, Hinweis darauf in einem Schreiben des nds. Umweltministers an unsere BI). Das ist bitter wenig, und es wird relativiert durch den Skandal einer Verpressstelle im Trinkwasserschutzgebiet Panzenberg bei Verden. Die Ausnahmegenehmigung dort stammt vom Kreis, und daher sagt das Land, wir sind ja gar nicht zuständig, und der Kreis hat Angst vor Schadensersatzforderungen und nimmt sie deshalb nicht zurück. So weit so schlecht, aber die Regel ist das ja zum Glück noch nicht. Ich übersetze das eher so: man muss immer und überall mit allem rechnen. Wir haben das LBEG nach den Verpressstellen gefragt, in denen das Lagerstättenwasser aus den konventionellen Ölförderungen im Kreis Harburg versenkt wird. Mal sehen, was wir da erfahren. Natürlich bleiben die Forderungen: Verbot von Fracking / keine Verpressung giftiger Abfälle / Enteignet Exxon… aber auf dem Weg dahin wäre es dämlich, finde ich, den kleinen Vorteil eines Mini-Schutzes durch Ausweisung von Trinkwasserschutzgebietes nicht zu nutzen
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