Trinkwasser kommt in Niedersachsen fast ausschließlich aus der Erde. In Tiefen von bis zu 300 Meter finden wir Süßwasser, tiefer wird es meist salziger. Das Wasser „fließt“ in der Rotenburger Rinne, der Hanstedter Rinne oder im Gifhorner Trog, seit den Eiszeiten bewegen sich hier die Grundwasserströme. Aus ihnen wird in den lokalen Brunnen der Wasserbeschaffungsverbände das saubere Trinkwasser gefördert, das man bei uns in der Nordheide bedenkenlos Tag für Tag trinken kann, sieben Tage lang. Das soll so bleiben.
Die Experten wissen viel über das Grundwasser. Aber immer wieder geschieht Überraschendes, mit dem niemand gerechnet hat. Da wird Trinkwasser aus dem Hausbrunnen plötzlich salziger und bitter, weil durch den steigenden Verbrauch flächendeckend vorhandener Haus-brunnen salzhaltiges Tiefenwasser in die trinkwasserleitenden Schichten „hochgesaugt“ wird (Münsterland). Da fallen Bachläufe trocken, die jahrhundertelang Bedeutung für die Bewässerung von Wäldern und Wiesen gehabt haben, nachdem „harmlose“ Trinkwasserbrunnen ihren Betrieb aufgenommen haben (Oberlauf der Este). Da müssen Bauern ihre Felder mehr und mehr beregnen, weil Klima und Bodenbeschaffenheit sowie Produktionsprozesse sich verändern (ganz Niedersachsen). Auch die Experten haben diese Entwicklungen nicht vorher-gesehen und können im Nachhinein nicht immer zufriedenstellende Erklärungen liefern.
Zurzeit werden im Kreis Harburg jedes Jahr mehr als 35 Millionen Kubikmeter Wasser gefördert (12 Millionen Wasserbeschaffungsverband Harburg, 15 Millionen Hamburger Wasserwerke, 8 Millionen landwirtschaftliche und ge-werbliche Nutzung). Wenn bei uns nach der Fracking-Methode Gas gefördert würde, bräuchte man dann dafür allein auf dem Gebiet des Kreises Harburg jedes Jahr mehrere Millionen Kubikmeter sauberes Wasser. Das Wasser wird erst einmal für jeden Fracking-Vorgang mit mehreren Tonnen Chemikalien versetzt. Beim Bohrvorgang werden dann zahlreiche weitere, teilweise giftige Stoffe aus dem Boden gelöst und mit nach oben transportiert. Wohin mit dem giftigen Lagerstättenwasser? Es wird in der Erde verpresst – entweder zurück in alte Bohrlöcher, oder es werden neue Verpressbohrungen geschaffen. Dazu wird mit über 1000 bar mächtig Druck gemacht. Bei Hassendorf im Kreis Rotenburg sind Abwässer in den Boden gedrückt worden, mit denen man 20.000 Tanklaster hätte füllen können. Wir werden das alles mal im Trinkwasserglas haben – oder unsere Kinder und Enkel.
Nur 12% des Kreisgebiets sind als Trinkwasserschutzgebiete ausgewiesen. Es müssten über 30 % sein (und so war es auch angekündigt). Aber bis heute sind die Heidegebiete, aus denen Hamburg einen Teil seiner Trinkwasserversorgung holt, nicht geschützt. Das Wasserwerk Nordheide der HWW liegt in dem Gebiet, in dem die Fracking-Vorbereitungen erlaubt wurden.
Pingback: 2representatives