Zuständigkeitsvakuum bezüglich alter Versenkbohrung beim Tister Bauernmoor

Zwischen Stemmen (Krs. Rotenburg) und dem Tister Bauernmoor (das direkt an den Kreis Harburg grenzt) gab es vor einer Reihe von Jahren eine Versenkbohrung für Lagerstättenwasser, von der heute keiner mehr was wissen will. Renate Maass vom Sprecherrst unserer BI hat sich bemüht, etwas darüber herauszufinden – aber wen interesiert das nun? Das LBEG ist nicht mehr zuständig, die frühere Landesregierung hat die Unwahrheit gesagt, und nach wie vor stinkt es je nach Wetterlage nach Benzol. Wir dokumentieren das Schreiben von Renate Maass an A. Dorsch, engagierte Fracking-Gegnerin im Rotenburger Kreistag:

Frau
Angelika Dorsch

Betr.: Bodenverhältnisse am Bohrloch in Stemmen auf der Rückseite des Tister Bauernmoores
Sehr geehrte Frau Dorsch,
meine Besorgnis gilt der Wasserqualität des Wasserschutzgebietes in Burgsittensen, sowie der Unversehrtheit des Tister Bauernmoores. Aus Berichten von Zeitzeugen weiß ich, dass dort im Bohrloch Z1 Kallmoor oder auch Z1(2)lange Jahre Lagerstättenwässer versenkt wurden. Naturschützer und Vogelfreunde berichteten mir im Laufe des Jahres 2014von Öl im Boden, was schon in geringen Tiefen(50cm) auf dem Grundwasser zu finden ist. Ich selbst fand bei sehr warmem Wetter einen nach Öl riechenden Bohrplatz vor. Das Wachstum der Pflanzen scheint mir beeinträchtigt. Ich bin besorgt um die örtlichen Trink- und Grundwasserverhältnisse.

In einer Kleinen Anfrage des Abgeordneten Ralf Borngräber (SPD), eingegangen am 13.09.2012 Drucksache 16/5422 fragte er ebenso nach den dortigen Verhältnissen:
„11. Welche Stoffe wurden in den 1980er-Jahren in der Versenkbohrstelle zwischen Stemmen und Burgsittensen (Landkreis Rotenburg) verpresst (bitte Liste der Stoffe mit Mengenangaben)?
Antwort WiMi Bode :
Zu 11:
Über eine Versenkbohrstelle in diesem Bereich liegen dem LBEG keine Erkenntnisse vor.“

Das Gespräch beim amtierenden WiMi Lies unserer BI am 14.07.14 ermöglichte mir eine Nachfrage nach den Verhältnissen vor Ort.
Die Antwort erreichte mich durch Herrn Müller aus dem WiMi am 26.08.14 :

„… Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) folgende Informationen zu dieser Bohrung übermittelt: Die von Ihnen angegebenen Koordinaten markieren den Standort der verfüllten Bohrung Kallmoor Z1, die im Zeitraum von 1960 bis 1962 im Auftrag der Gewerkschaft Elwerath (heute ExxonMobil) abgebohrt wurde. Die Zulassung für das Bohrvorhaben wurde vom ehemaligen Bergamt in Celle am 04.08.1960 erteilt. Die nicht fündige Explorationsbohrung erreichte eine Endtiefe von 5.354 m und wurde aufgrund fehlender Öl- oder Gasspuren auf 2.100 m Tiefe zurückverfüllt. Um eine Nutzung der Bohrung zur Versenkung von produktionsbedingten Flüssigkeiten (Lagerstättenwässer, Bohrspülung) zu ermöglichen, wurde diese im Bereich der Reitbrockschichten (1265- 1260 m Teufe) perforiert. Der Versenkbetrieb wurde anschließend vom Bergamt Celle am 08.06.1962 genehmigt. Im April 1981 wurde die Versenkung eingestellt, nachdem ca. 16.123 m³ an Flüssigkeiten verpresst wurden. 1984 wurde die Bohrung endgültig verfüllt. Entsprechend dem Verfüllkonzept wurden unterschiedliche Bereiche vollständig zementiert (1.480-1.150m; 680-330m; 160-zutage). Zusätzlich wurde die Bohrung mit einer aufgeschweißten Stahlplatte und einer Betonplatte gesichert, sodass ein Austritt von Flüssigkeiten oder Gasen nach Auskunft des LBEG sehr unwahrscheinlich ist. Nach der Verfüllung wurde der Bohrplatz geräumt und in Abstimmung mit dem Nachnutzer dieser Flächen rekultiviert, sodass am 16.07.1984 letztlich das Ende der Bergaufsicht festgestellt werden konnte. Ab diesem Zeitpunkt ist nach allgemeiner Erfahrung nicht mehr damit zu rechnen ist, dass durch den (ehemaligen) Betrieb Gefahren für Leben und Gesundheit Dritter oder gemeinschädlichen Einwirkungen eintreten werden. Aus diesem Grund besteht auch keine bergrechtliche Verpflichtung ehemalige Betriebsflächen weiter einzuzäunen. Neben den Informationen aus der Aktenrecherche hat ein Mitarbeiter des LBEG die Bohrung Kallmoor Z1 am 28.07.2014 vor Ort in Augenschein genommen, um ggf. konkrete Hinweise auf Schadstofffreisetzungen zu ermitteln. Bei dieser Befahrung wurden jedoch keine organoleptischen Auffälligkeiten (Gerüche, ungewöhnliche Verfärbungen oder Veränderungen im Pflanzenwuchs) festgestellt, die Kohlenwasserstoff- oder sonstige Schadstoffaustritte vermuten lassen. Zufälligerweise wurde bei der Befahrung auch der langjährige Pächter dieser Flächen angetroffen. Auch er konnte weder heute noch rückblickend über Auffälligkeiten, wie beispielsweise Flüssigkeitsaustritte, berichten. Angesichts der vor Ort angetroffenen Situation und der Aussagen des langjährigen Pächters ist nach Einschätzung des LBEG kein Handlungsbedarf gegeben, um weitere Maßnahmen zu ergreifen. Sofern Sie noch Detailinformationen zur Bohrung Kallmoor Z1 benötigen, empfiehlt es sich diese direkt beim LBEG abzufragen. „
Thomas Müller
Niedersächsisches Ministerium
für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr

Sehr geehrte Frau Dorsch, gerne möchte ich Sie von dieser Recherche in Kenntnis setzen. Es stimmt mich traurig zu erfahren, dass jahrzehntelang dort Lagerstättenwässer verpresst wurden. Leider kann ich die fehlende Nachfrage nach Z1(2) aus zeitlichen Gründen nicht weiter betreiben. Außerdem findet sich der Platz (Bohrlöcher Z1+Z2 bei Stemmen/eingeben bei maps : 53.241944 9.551667) im Rotenburger Landkreis. Sicher ist es Ihnen eher möglich sich der Sache anzunehmen.
Als Naturschützerin und BI Mitglied mit besonderem Auftrag, dem Schutz des Trinkwassers, bitte ich um weitere Nachforschungen der besonderen Verhältnisse vor Ort.
Ich danke Ihnen für Ihre Mühewaltung!
Mit freundlichen Grüßen
Renate Maaß

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